Microsoft will Lotus-Kunden auf Exchange locken

18.01.2006
Eine Woche vor Beginn der Lotusphere in Orlando hat Microsoft neue Migrations-Tools veröffentlicht, die Kunden der konkurrierenden Groupware-Plattform den Umstieg auf Exchange schmackhaft machen sollen.

Der Redmonder Konzern hat seine Migrations- und Koexistenzwerkzeuge erneuert und will noch Anfang dieses Jahres zwei kostenlose Tools für einfache Datenmigration aus Notes-Anwendungen veröffentlichen.

Beide Firmen liegen seit mehr als zehn Jahren im Clinch um den Collaboration-Markt. Der E-Mail-Markt ist gesättigt, und so versuchen die Rivalen über die Neuaufstellung ihrer Plattformen einander Kunden abspenstig zu machen.

"Microsoft macht klar verstärkten Druck, um die Notes/Domino-Basis auf Exchange zu ziehen", unterstellt Gartner-Analyst Matt Cain. "Exchange 12" will Microsoft später im Laufe des Jahres auf den Markt bringen.

Seit gestern gibt es auf Microsofts Website erneuerte Versionen des "Exchange Connector for Lotus Notes/Domino", "Exchange Calender Connector for Lotus Notes/Domino" und des "Migration Wizard for Lotus Notes/Domino".

Später will das Unternehmen seinen "Application Analyzer 2006 for Lotus Domino", den "Data Migrator 2006 for Lotus Domino" sowie drei neue Anwendungsvorlagen für "SharePoint Services" veröffentlichen.

Der Application Analyzer soll vor Ende März zu haben sein. Er ordnet Notes-Anwendungen vier Kategorien zu und gibt Ratschläge für ihre Migration. Bisherige Notes-Shops können dann diese Informationen verwenden, um mit dem für das zweite Quartal avisierten Data Migrator Informationen aus datenbasierenden Notes-Applikationen (Datenbanken, Dokumentbibliotheken, Teamräume etc.) nach SharePoint zu verlagern. Hier kommen auch die drei neuen Templates in Spiel, die denen von Notes-Anwendungen nachempfunden sind. Bereits im vergangenen August hatte Microsoft 30 weitere Application Templates bereitgestellt.

Bei den Microsoft-Tools handelt sich allerdings um sehr simple Werkzeuge. Experten haben die Anwendungs-Entwicklungsumgebung von Lotus stets als erheblich leistungsfähiger klassifiziert als alles, was Microsoft jemals auf seiner Collaboration-Plattform angeboten hat. Beispielsweise kann Microsoft kein RAD-Tool (Rapid Application Development) wie den "Domino Designer" vorweisen. Versuche in den späten 90er Jahren, die Entwicklungsumgebung von Lotus nachzuahmen, wurden mangels Erfolg eingestellt.

"Unsere Vision ist es, dass Collaboration ein Satz von Diensten wird, die stets verfügbar sind, egal wo und in welcher Anwendung ein Nutzer arbeitet", erklärte Elise Graceffo, Senior Product Manager in Microsofts Collaboration-Marketing. "Die ganze Idee kontextueller Zusammenarbeit bedeutet, dass man eine Instant Message aus Word heraus loslassen, Live Meeting aus Outlook heraus starten oder in einem Team Space sein und sehen kann, welche Mitglieder der Arbeitsgruppe gerade online sind. Das ist die Vorstellung von Collaboration nicht als einer Gruppe von Anwendungen, sondern als einem Set von Services." (tc)