Gebrauchtsoftware

Microsoft warnt vor Risiken mit Second-Hand-Lizenzen

05.09.2008
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

"Microsoft verunsichert, droht und schüchtert ein"

Der Münchner Lizenzhändler Usedsoft wirft Microsoft vor, mit den jüngsten Äußerungen nur Nebelkerzen gestreut zu haben. "Statt klar Position zu beziehen, arbeitet der Gewohnheitsmonopolist nur virtuos mit Verunsicherungen, Einschüchterungen und Drohungen", kritisiert Usedsoft-Geschäftsführer Peter Schneider. Zwar drohe der Konzern seinen Kunden mit strafrechtlichen Konsequenzen. Im Grunde wüssten die Microsoft-Verantwortlichen jedoch genau, dass sie keinerlei juristische Handhabe hätten.

Schneider zufolge habe der Softwarehersteller im Jahr 2006 versucht, Usedsoft als Raubkopierer zu kriminalisieren. Die Staatsanwaltschaft München habe das Verfahren jedoch wegen erwiesener Unschuld eingestellt. Der Händler betont, dass sich das jüngste Urteil des OLG München nur auf Oracle-Lizenzen beziehe und darüber hinaus noch nicht einmal rechtskräftig sei. Außerdem hätten andere Gerichte in München und Hamburg im Rahmen weiterer verfahren dahingehend argumentiert, dass der Verkauf einzelner Microsoft-Software-Lizenzen aus Volumenverträgen heraus auch ohne Zustimmung von Microsoft im Grundsatz wirksam möglich sei.

Drohgebärden zeigen Wirkung

Die Taktik der Softwareanbieter, den aufkeimenden Second-Handel mit Blick auf das eigene Lizenzgeschäft möglichst klein zu halten, scheint indes aufzugehen. Eine Umfrage des Aachener Lizenzhändlers Susensoftware vom August zeigte, dass offenbar vor allem Unternehmen bis 1000 Mitarbeiter eingeschüchtert sind. Auf die Frage, warum ungenutzte Lizenzen nicht verkauft würden, antworteten fast ein Viertel der 40 befragten IT-Manager, dass sie durch die Hersteller verunsichert seien.