Schwerer Schlag

Microsoft-Visionär Ozzie nimmt seinen Hut

19.10.2010

Diskussionen über die Gründe

Der Rückzug Ozzies löste sofort Diskussionen über die Gründe aus. Das "Wall Street Journal" zitierte eine "informierte Person", die sagte, Ozzie habe bei Microsoft alles erreicht, was er gewollt habe. Zugleich sagten mehrere frühere und aktive Microsoft-Manager der Zeitung, Ozzie habe die Lücke, die Gates hinterlassen habe, nicht so gut wie erhofft ausfüllen können.

"Ray Ozzie ist ein großartiger Kopf, aber kein Bill", formulierte es Microsoft-Kenner Wes Miller im "Seattle Post-Intelligencer". Dass der Posten des "Chief Software Architect" nicht neubesetzt werde, sei fast schon ein Eingeständnis, dass Gates nicht zu ersetzen sei, sagte der Fachmann der Analystenfirma Directions on Microsoft.

Der Technologie-Experte Om Malik vermutet hingegen, dass es dem Visionär Ozzie trotz aller Anstrengungen nicht ganz gelungen ist, den Windows-Tanker Microsoft zu wenden. "Microsoft hat versucht, sich anzupassen, hat sich aber nicht wirklich verändert."

Im Unterhaltungsbereich, in dem Ozzies Aufgaben für die Übergangszeit liegen sollen, bringt Microsoft demnächst die neue Bewegungssteuerung Kinect für die Spielekonsole Xbox auf den Markt. Außerdem will der Konzern mit dem neuen Smartphone-Betriebssystem Windows Phone 7 auch im Multimedia-Bereich punkten. Die Sparte hatte in diesem Jahr auch schon zwei langjährige führende Köpfe verloren: Top-Manager Robbie Bach und den Strategen J Allard.

Ozzie kam zu Microsoft 2005 bereits als Industrie-Legende. Er hatte sich unter anderem mit der Entwicklung der Büro-Software Lotus Notes einen Namen gemacht. Um Ozzie an Bord zu holen, kaufte Microsoft seine damalige Firma Groove Networks. Neue Jobpläne habe er nicht, hieß es. Von der Cloud-Philosophie her würde Google am besten zu Ozzie passen, bemerkten gleich mehrere Branchenbeobachter. (dpa/ajf)