Corporate Users setzen sich durch:

Microsoft verzichtet auf Kopierschutz

25.04.1986

REDMONT (CWN) - Unter dem Druck der Großkunden hat Microsoft die letzten verbliebenen Überreste des Kopierschutzes von seinen IBM-PC-Anwendungen entfernt. Als letztes nahm das Softwarehaus den Kopierschutz aus seinem Telekommunikationsprogramm Access.

Neben der Textverarbeitungssoftware Word war Access das letzte PC-kompatible Programm mit eingebautem Kopierschutz. Gegenwärtig ausgelieferte Programmversionen sind zwar noch mit einem Kopierschutz versehen, doch die für den Frühsommer erwartete Version Word 3.0 wird nicht mehr kopiergeschützt sein, ließen dem Unternehmen nahestehende Kreise wissen. Microsoft selbst gab keine offiziellen Kommentare zu dem Produkt ab.

"Der Großkundenmarkt hat sich gewandelt. Kopierschutz hat mehr Ärger gemacht als er wert war", sagt Jeff Sanderson, Product Manager bei Microsoft. "Die Position von Microsoft ist die, daß Word das einzige Anwenderprogramm ist, das kopiergeschützt bleiben soll. Und bei künftigen Versionen werden wir das auch noch überdenken".

Die neue Access-Version laufe auch schneller als ihre kopiergeschützte Vorgängerin, sagte Sanderson. Microsoft unternähme auch den Versuch, das Produkt für die wachsende Zahl von Netzwerkbenutzern attraktiver zu machen, fügte er hinzu.

Das ungeschützte Programm, Vesionsnummer 1.01, wird für rund 2(...) Dollar erhältlich sein und soll an die eingetragenen Benutzer kostenlos ausgeliefert werden. Die neue Version erlaubt Microsoft zufolge Anwendern die Herstellung so vieler Backup-Kopien, wie für eine Einzelmaschinenanwendung erforderlich, auch direkt auf Harddisks.

Zusätzlich zur Entfernung des Kopierschutzes hat Microsoft auch die Menüs des Programms verbessert und bietet für 25 Dollar ein Entwickler-Toolkit an, das die Erstellung eigener Menüs in der eingebauten Kommandosprache ermöglicht.

Nach Ansicht von Marktbeobachtern gibt die Microsoft-Vorgehensweise einen deutlichen Hinweis auf die steigende Bedeutung der Großkunden. "Kopierschutz ist etwas, das Corporate Users nicht ausstehe können, und nun haben sie sich (...) mit gegen die Programmentwickler durchgesetzt", meinte dazu Analyst Paul Cubbage von Dataquest in San Jose.