Entwicklerkonferenz "Teched" mit zahlreichen Produktneuheiten

Microsoft: Verspätungen, Dementis und neue Namen

29.06.2001
MÜNCHEN (CW) - Auf der jährlich stattfindenden Microsoft-Entwicklerkonferenz "Teched" in Atlanta drehte sich erwartungsgemäß alles um die Web-Service-Strategie .NET. Im Vordergrund stand dabei die zeitgleich vorgestellte neue Betatest-Version 2 der Entwicklungsumgebung Visual Studio .NET.

Aber auch eher nebensächliche Dinge wie eine Produktbezeichnung sorgten für Aufsehen. Nachdem der angekündigte Name "Windows 2002" für die Server-Varianten des Windows-2000-Nachfolgers "XP" bereits vor einigen Wochen für Verwunderung gesorgt hatte, haben die Redmonder nun nachgebessert: Bill Gates höchstpersönlich verkündete als (vorläufige) offizielle Bezeichnung "Windows .NET Server". Insider berichteten, dass es innerhalb des Unternehmens Unmut über den ersten Namen gegeben habe.

Viel wichtiger für die Teilnehmer waren die Neuigkeiten um die Betaversion 2 von Visual Studio .NET. Auffallend großes Augenmerk legte der Softwaregigant dabei auf die neue Version von Visual Basic (VB), die gegenüber den Vorgängerversionen einige tief greifende Veränderungen erfahren hat. Visual Basic ist die erfolgreichste Programmiersprache der Welt mit geschätzten acht Millionen Entwicklern. Nachdem ob der Neuerungen einige Unruhe im VB-Lager aufgekommen war, nutzte Microsoft den zehnten Geburtstag von VB, um die Vorteile der neuen Generation im Bereich Web-Services herauszustellen. Gates demonstrierte anhand des alten DOS-Basic-Spiels Donkey.bas, das er vor etwa 20 Jahren als eines der ersten Basic-Programme selbst geschrieben hatte, die Migrationsmöglichkeiten mit Hilfe von XML.

Verzögert sich Visual Studio .NET?Für Verwirrung sorgte die Ankündigung von Senior Vice President Paul Flessner, dass sich die für Herbst 2001 angesetzte Fertigstellung des Tools auf Anfang 2002 verzögern könne. Wie der Branchendienst "Computerwire" berichtete, ruderte eine Unternehmenssprecherin kurze Zeit später zurück: Flessner habe einen Fehler gemacht, weil er in den Zeitplan der Entwicklung nicht involviert sei; der Herbsttermin stehe.

Flessner, der für die Server Division verantwortlich ist, bemühte sich im Übrigen, die Bedeutung seines Unternehmens im Application-Server-Markt hervorzuheben. Den mit den NT/2000-Systemen obligatorisch mitgelieferten "Internet Information Server" bezeichnete er als "den am weitesten verbreiteten Application Server" mit 62 Prozent Marktanteil. Bisher wurde der Begriff Application Server vornehmlich mit Systemen auf der Basis der Java 2 Enterprise Edition (J2EE) assoziiert.

Mit großem Trara haben die Redmonder auf der Konferenz auch den für den Wireless-Markt vorgesehenen "Mobile Information Server 2001" (MIS) präsentiert. Er soll in erster Linie Microsofts Backend-Systeme mit Client-Software auf unterschiedlichsten drahtlosen Endgeräten verbinden. Eine weitere Neuheit ist der "Content Management Server 2001". Das Produkt hat man im Zuge der Übernahme von Ncompass Labs erworben.

Schließlich verkündeten die Redmonder auch noch stolz ihre Erfolge im Datenbanksegment. Auch hier war es Flessner, der bekannt gab, dass der "SQL Server" nun ein "Ein-Milliarden-Dollar-Geschäftsbereich" sei. Laut kürzlich veröffentlichten Zahlen von Dataquest hat Microsoft seinen Erzrivalen Oracle zumindest auf der Windows-Plattform nach Marktanteilen überholt.