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Microsoft verschärft Kurs gegen Linux

03.04.2006
Der Konzern nimmt nicht mehr an Linuxtag und Linuxworld teil.

Offenbar ändert Microsoft die Strategie gegen Linux. Nach zwei Jahren Präsenz beim Linuxtag wird Microsoft in diesem Jahr nicht an der Konferenzmesse, die erstmals in Wiesbaden stattfinden wird, teilnehmen. Auch auf der nach Köln umziehenden Linuxworld will der Konzern nicht mehr Flagge zeigen. Begründet wurden die Absagen eigentlich nicht, so dass Raum für Spekulationen bleibt.

Alfons Stärk, als Manager Platform Strategy der Leiter der gegen Open Source gerichteten Maßnahmen bei Microsoft Deutschland, zollte dem Linuxtag Lob. Er habe "eine hervorragende Plattform geboten, um Kontakte in die Community zu knüpfen und unsere Lösungsansätze vorzustellen sowie wichtige übergreifende Themen wie Sicherheit und Interoperabilität in verschiedenen Facetten zu beleuchten". Ähnlich hatte sich Stärk zur Linuxworld geäußert. Nun ergeht sich der Manager in kryptischen Andeutungen. Man wolle mit "Ansprechpartnern vertiefende Gespräche zu dezidierten Fragestellungen führen". Dafür seien beide Konferenzmessen "nicht die geeignete Form".

Microsoft beendet damit eine Phase, in der die argumentative Auseinandersetzung mit Linux gesucht wurde. Während man Anfangs Open Source als kommunistische Verschwörung gegen den Kapitalismus im Allgemeinen und die Verfassung der USA im Speziellen verurteilt hatte, waren die Stimmen aus Redmond in den vergangenen zwei Jahren deutlich moderater geworden. Zuletzt lag die Betonung auf Interoperabilität der Betriebssystemwelten - eine unausgesprochene Anerkennung von Linux.

Damit ist es offenbar vorbei. Microsofts Politik gegen Linux wird wieder feindseliger. Ende letzten Monats hatte Microsoft-Chef Steve Ballmer, wie hier berichtet, Patentklagen gegen Linux zu einer Option seines Unternehmens erklärt. Es gebe Hinweise, das quelloffene Betriebssystem verletzte geistiges Eigentum von Microsoft. Dies sei, kommentierte Florian Müller, Initiator der Kampagne NoSoftwarePatents, "die Ankündigung einer Ankündigung". Er halte es für möglich, dass Microsoft tatsächlich gegen Linux Klage wegen der Verletzung von Patenten einleiten werde. Angesichts des Umfangs des Linux-Codes sei es nicht ausgeschlossen, dass Microsoft-Anwälte fündig würden. (ls)