Standfläche auf ein Zwanzigstel reduziert

Microsoft verkleinert Systems-Auftritt

25.06.2004
MÜNCHEN (CW) - Microsoft wird seinen diesjährigen Auftritt auf der Münchner IT-Messe Systems im Vergleich zum Vorjahr drastisch reduzieren. Der Softwarekonzern will sich mit rund 60 Quadratmetern begnügen, 2003 waren es noch 1200 Quadratmeter.

Die Entscheidung, das Engagement auf der diesjährigen Systems einzuschränken, beruhe unter anderem auf dem Feedback von Partnerunternehmen, die sich ein differenzierteres Veranstaltungskonzept mit Hausmessen und Roadshows wünschten, heißt es in einer kurzen Mitteilung auf der deutschen Homepage von Microsoft. Der Softwareanbieter reduziere deshalb sein Messekonzept. Ein gemeinsamer Stand mit Partnern ist nicht vorgesehen.

"Wir waren von diesem Entschluss überhaupt nicht begeistert", berichtet Armin Schneider-Lehnhof, Marketing-Leiter der Kumavision AG in Markdorf. Die Verantwortlichen des Partners von Microsoft Business Solutions (MBS) zeigten sich überrascht. Offiziell sei man nicht einmal informiert worden. Es wäre fair gewesen, Microsoft hätte zunächst seine Partner in Kenntnis gesetzt, kritisiert Schneider-Lehnhof.

Von Microsofts Idee, künftig verstärkt Hausmessen und Roadshows zu veranstalten, hält der Manager nichts. Die Kunden gingen auf die Systems, um sich über möglichst viele Themen zu informieren. Auf lokalen Veranstaltungen, wo nur Microsoft zu sehen sein wird, dürfte der Zulauf dagegen gering sein. Auf der diesjährigen Systems will Kumavision trotz der Microsoft-Entscheidung präsent sein. Wie das aussehen könnte, sei noch nicht klar.

"Wir stehen mit den Microsoft-Partnern in Kontakt", berichtet Michael Pöllmann, Systems-Verantwortlicher der Münchner Messegesellschaft. Schon in den nächsten Tagen wolle man den Firmen Angebote für einen Messeauftritt vorlegen. Von der Microsoft-Entscheidung seien die Systems-Verantwortlichen überrascht worden: "Wir sind nicht glücklich darüber." Bis zum 11. Juni habe die Messe noch mit dem Softwarekonzern verhandelt. Die Nachricht vom reduzierten Auftritt folgte am 14. Juni.

Mit dem Rückzug von Microsoft verliert die Münchner IT-Messe auf einen Schlag fast fünf Prozent ihrer vermieteten Fläche im Vergleich zum Vorjahr. Seit Jahren beklagen die Verantwortlichen rückläufige Zahlen, was Aussteller, Besucher und die vermietete Fläche betrifft. Brachte die Systems 2002 noch knapp 40000 Quadratmeter an die Aussteller, waren es im vergangenen Jahr nur noch 27000 Quadratmeter. Negative Auswirkungen der Microsoft-Entscheidung befürchtet Pöllmann allerdings nicht. Die Messe habe sich mittlerweile stabilisiert.

Insider spekulieren derweil darüber, dass Microsoft die Messe für ihr Linux-Engagement bestrafen wolle. So hatten die Messegesellschaft Anfang Juni 2004 bekannt gegeben, ab diesem Jahr das Linux-Projekt der Stadt München auf der Systems groß zu präsentieren.

"An diesen Spekulationen ist nichts dran", versichert Heiko Elmsheuser, Sprecher von Microsoft Business Solutions in Deutschland. Der Softwareanbieter sei schließlich auch auf reinen Linux-Veranstaltungen vertreten. Auch die CeBIT forciere das Thema Open Source.

80 Partner befragt

Allerdings müsse Microsoft die unterschiedlichen Interessen seiner Partner gegeneinander abwägen. Ob dies auf einer repräsentativen Basis geschehen ist, darf man bezweifeln. Elmsheuser zufolge wurden 80 Partner persönlich befragt. Außerdem habe eine Ad-hoc-Umfrage unter den Certified- Partnern stattgefunden. Insgesamt zählt Microsoft rund 20000 Partner in Deutschland. (ba)