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Maritz-Aussage verspätet online

Microsoft und seine Server-Probleme

25.01.1999
Von Michael Hufelschulte
Maritz-Aussage verspätet online

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Eine peinliche Panne unterlief Microsoft am vergangenen Freitag im Zusammenhang mit dem laufenden Antitrust-Prozeß: Die Gates-Company hatte zugesagt, bis neun Uhr morgens die schriftliche Aussage ihres Vice-President Paul Maritz - des höchstrangigen MS-Mitarbeiters, der außer Firmenchef Bill Gates in dem Verfahren aussagt - im Internet zu veröffentlichen. Aber selbst 90 Minuten nach dem zugesagten Termin war auf der "PressPass"-Site noch nichts zu lesen. Eine Unternehmenssprecherin erklärte anschließend, "es stimme etwas nicht mit dem Server". Und der läuft unter Windows NT...

Die Aussage von Maritz selbst brachte zunächst wenig Spektakuläres ans Tageslicht. Das könnte sich aber ändern, wenn der Vice-President Platforms and Applications in dieser Woche ins Kreuzverhör genommen wird. Die 160seitige schriftliche Aussage beschäftigt sich vor allem mit der allgemeinen Entwicklung der PC-Industrie und hebt auf die Notwendigkeit des Wettbewerbs ab. Im Bereich der Betriebssysteme sieht Maritz unter anderem das Mac-OS (von Microsoft durch Finanzspritzen und Software-Entwicklung gefördert!) und das Freeware-Unix Linux als Konkurrenten an. Das Verhältnis Microsoft-Netscape berührt die Aussage nur am Rande. Maritz widerspricht aber zumindest zwei Aussage von Zeugen der Anklage. Erstens habe er niemals gesagt, Microsoft werde "Netscape die Luft abdrehen", wie Intels Vice-President Steven McGeady in seiner Aussage behauptet hatte. Es stimme ebensowenig, daß Microsoft in einem Meeting im Juni 1995 Netscape-Chef Jim Barksdale vor die Wahl

gestellt habe, entweder nur noch Browser für das aussterbende Windows 3.x zu entwickeln oder von der Gates-Company "plattgemacht" zu werden.