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Microsoft umgarnt die Open-Source-Szene

30.06.2006

Das dürfte auch daran liegen, wie sich Microsoft in den zurückliegenden Jahren gegenüber den Open-Source-Verfechtern gebärdet hat. Noch im Frühjahr hatte Microsoft-Chef Steve Ballmer unverhohlen damit gedroht, Linux-Anbieter mit einer Welle von Patentklagen zu überziehen (siehe auch: Ballmer: Patentklagen gegen Linux möglich). In einem Interview mit der US-amerikanischen Zeitschrift "Forbes" verschärfte er den Ton gegenüber der Community: Ich glaube, es gibt Experten, die sagen, Linux verletzt unser geistiges Eigentum. Das werde ich nicht kommentieren. Aber so weit das der Fall ist, schulden wir es natürlich unseren Aktionären, eine Strategie zu haben."

Seit 2004 versuchte die Konzernzentrale in Redmond immer wieder, die Argumente der Open-Source-Befürworter mit passenden Studien zu untergraben. Im Rahmen seine "Get-the-facts"-Kampagne behauptete Microsoft gebetsmühlenartig, Linux-Produkte seien keineswegs günstiger als Microsoft-Anwendungen (siehe auch: Microsoft: Linux ist nicht billiger). Open-Source-Verfechter stellten jedoch immer wieder die Glaubwürdigkeit dieser Studien in Frage. Aus ihrer Sicht, beruhten die Untersuchungen auf falschen Tatsachen oder seien gar veraltet (siehe auch: Microsoft heizt Kostendebatte um Windows und Linux weiter an). Zuletzt konterten sie die Microsoft-Anstrengungen mit eigenen Untersuchungen und Studien (siehe auch: Linux-Protagonisten kontern Microsofts TCO-Kampagne).

Nach Einschätzung von Ovum-Analyst Laurent Lachal muss Microsoft mit dem Thema Open-Source pragmatischer umgehen. Viele Anwender würden sich immer ernsthafter mit diesem Thema auseinandersetzen. Das übe zusätzlichen Druck auf Microsoft aus. Daher könne sich der Softwarekonzern der Diskussion über Open Source und offenen Standards nicht entziehen. (ba)