Mit Milliardengewinn in eine eigene Liga

Microsoft trotzt der Krise

26.07.2002
MÜNCHEN (CW) - Mit einem Nettogewinn von 1,53 Milliarden Dollar im vierten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres gelang Microsoft ein Abschluss nach Maß. Trotz Branchenkrise, Millionenabschreibungen und einiger Verlustgeschäfte steigerte der Softwareriese sein Ergebnis deutlich und ist dabei, seine Kasse weiter zu füllen.

"Microsoft spielt in einer eigenen Liga", erklärt David Readerman, Analyst des Investmentbankers Thomas Weisel Partners. Mit den jüngst vorgelegten Zahlen trotze der US-amerikanische Softwarehersteller der allgemein herrschenden IT-Krise.

Für das vierte Quartal des Ende Juni abgelaufenen Geschäftsjahres 2002 verbuchte Finanzchef John Conners einen Nettogewinn von 1,53 Milliarden Dollar. Im gleichen Zeitraum des Vorjahrs hatte ein vergleichsweise mageres Plus von 65 Millionen Dollar in den Büchern gestanden. Der Umsatz für die Monate April bis Juni dieses Jahres stieg um rund zehn Prozent auf 7,25 Milliarden Dollar. Im gesamten Geschäftsjahr nahm Microsoft knapp 28,4 Milliarden Dollar ein. Der Profit betrug rund 7,8 Milliarden Dollar.

Vor allem der Lizenzverkauf des Betriebssystems Windows XP sowie des Bürosoftwarepakets "Office" habe zu dem guten Ergebnis beigetragen, erklärt Conners. Die Einnahmen im Bereich Desktop-Software inklusive der Windows-Betriebssysteme wuchsen während des vierten Quartals im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent auf knapp fünf Milliarden Dollar. Die Umsätze mit Unternehmensprogrammen und -services legten um vier Prozent auf 1,35 Milliarden Dollar zu. Das gute Ergebnis ist nach Einschätzung von Experten umso erstaunlicher, als es in einigen Bereichen auch Probleme gab. So mussten die Buchhalter allein im vierten Quartal 806 Millionen Dollar auf Beteiligungen abschreiben. Damit verlor Microsoft in den beiden vergangenen Geschäftsjahren rund neun Milliarden Dollar aufgrund von riskanten Investitionen vor allem im Telekommunikationssektor. Trotz dieser Verluste bleibt die Kasse der Gates-Company mit etwa 38 Milliarden Dollar weiter prall gefüllt.

Umsatzprognose für das laufendeGeschäftsjahr leicht gesenkt

Auch die Geschäfte mit der neuen Spielekonsole "X-Box" liefen nicht wie gewünscht. Zwar erreichte der Konzern mit 3,9 Millionen verkauften Geräten seine Zielvorgabe. Das Ergebnis fiel jedoch wegen des deutlich reduzierten Preises negativ aus. Statt der anfänglich geplanten 399 Dollar wird die Konsole mittlerweile schon für die Hälfte angeboten. Damit liegt der Preis unter den Herstellungskosten.

Für das laufende Geschäftsjahr 2002/03 rechnen die Konzernverantwortlichen mit einem Umsatz zwischen 31,4 und 32 Milliarden Dollar. Vor wenigen Monaten hatten die Manager noch bis zu 32,4 Milliarden Dollar prognostiziert. Laut Firmenchef Steve Ballmer seien zusätzliche Investitionen vor allem im Speicher- und Sicherheitsbereich notwendig. Außerdem wolle man 5000 neue Mitarbeiter in den Bereichen Entwicklung, Forschung und Verkauf einstellen.

Experten rechnen allerdings mit einigen Unsicherheiten, was das Microsoft-Ergebnis betrifft. So sei noch unklar, wie die Kunden die ab dem 1. August 2002 geltenden neuen Lizenzregelungen annehmen werden. Einige Großabnehmer haben bereits deutliche Kritik an dem auf kontinuierliche Einnahmen ausgelegten Modell geübt. Ferner müsse man die Entscheidung im Kartellprozess abwarten.

Das für den Spätsommer erwartete Urteil von Richterin Colleen Kollar-Kotelly über eine mögliche Strafe und neue Wettbewerbsauflagen könnte weit reichende Folgen für Microsoft haben. (ba)