Office 365

Microsoft trägt Office-Kampf mit Google in die Cloud

29.06.2011
Cloud Computing ist das aktuelle Buzzword in der IT-Branche.

Auch der Windows-Riese Microsoft, der früher die lokal installierte Software propagiert hat, ist unterwegs in Richtung Internet-Wolke. Jetzt gibt es den wichtigsten Gewinnbringer Office aus dem Netz. Zeitenwechsel bei Microsoft: Der weltgrößte Software-Konzern bietet sein lukratives Office-Paket von Büroprogrammen seit Dienstag auch als Online-Dienst an. Mit Office 365 laufen die Programme wie der E-Mail-Dienst (Exchange/Outlook) oder die Textbearbeitung Word als Service in der Internet-Cloud statt lokal installiert auf dem Computer oder einem selbst betriebenen Server.

Mit dem Vorstoß in die Internet-Wolke kontert Microsoft den Angriff des Erzrivalen Google und begibt sich auf dessen Spielfeld: Der Internet-Konzern hatte den Office-Platzhirsch mit seinem Programmpaket Google Apps herausgefordert. Office ist neben dem Windows-Betriebssystem der wichtigste Gewinnbringer von Microsoft. Das Cloud-Modell ist grundlegend anders als die Art, auf die Microsoft bisher mit den Programmen Geld verdiente: Statt der hohen Einmalzahlung bei der Anschaffung gibt es nutzungsabhängige Entgelte oder Werbeeinnahmen.

Konzernchef Steve Ballmer lenkt Microsoft inzwischen konsequent in Richtung Cloud-Dienste. Im Fall Office geht es jetzt aber um die wichtigste Geldquelle von Microsoft. Zuletzt steigerte die Business-Sparte, zu der auch das Office-Paket gehört, im dritten Geschäftsquartal den Umsatz um 21 Prozent auf 5,3 Milliarden Dollar. Mittlerweile wirft der Geschäftsbereich auch mehr Gewinn ab als das Betriebssystem Windows.

Office 365 gibt es in sieben verschiedenen Preismodellen in unterschiedlicher Zusammensetzung, wie Microsoft am Dienstag mitteilte. Das Paket für Kleinunternehmen und Selbstständige unter anderem mit den (funktional eingeschränkten) Office Web Apps und dem Mail-Server Exchange Online kostet monatlich 5,25 Euro pro Nutzer. In der teuersten Zusammensetzung gibt es Office 365 für Unternehmen inklusive lokaler Installation von Office 2010 Professional und Integration von Lync mit der lokalen Telefonanlage für 22,75 Euro pro Nutzer im Monat. Google verlangt für die Business-Variante seiner Apps vier Euro im Monat beziehungsweise 40 Euro im Jahr. Für Privatnutzer sind die Programme kostenlos.

Der Suchmaschinen-Riese hat nach eigenen Angaben mehr als drei Millionen Unternehmen für sein Angebot Google Apps gewinnen können. Der Konzern sah sich denn auch genötigt, den Start des Konkurrenz-Dienstes mit einem Blogeintrag zur Kenntnis zu nehmen. Unter dem Titel "365 Gründe, Google Apps in Betracht zu ziehen" zog Google-Produktmanager Shan Sinha kräftig vom Leder: "Office 365 ist für Microsoft entwickelt worden, Apps für mehr Auswahl", schrieb Sinha unter anderem. Zum Beispiel seien die Google-Programme besser auf das gemeinsame Arbeiten ausgerichtet. Auch das simplere Preismodell erklärte er zu einem Vorteil. (dpa/tc)