Microsoft taktiert mit Windows-Fahrplan

02.08.2007
Der Hersteller möchte Firmen mit wechselnden Windows-Freigabeterminen zur Verlängerung ihrer Software-Abos bewegen. Die angeblich versehentlich nach außen gelangten Informationen zu "Windows 7" widersprechen früheren Ankündigungen.

Kurz nachdem Forrester Research in einer Umfrage herausgefunden hatte, dass viele Unternehmen die Software Assurance als unwirtschaftlich erachten und ihren Vertrag mit Microsoft auslaufen lassen wollen, gelangten "versehentlich" Informationen über Windows 7 an die Öffentlichkeit. Die auf der "Global-Exchange"-Konferenz präsentierten Folien sagen aber praktisch nichts über die geplanten Features des nächsten Desktop-Windows, sondern nennen bloß das Jahr 2010 als Liefertermin.

Andererseits fehlten in den verteilten Unterlagen Zeitangaben für die Freigabe des Service Pack 1 (SP1) von Windows Vista, obwohl es noch vor dem nächsten großen Update kommen soll.

Aus Sicht von Microsoft spielt die Fertigstellung von Windows 7 indes die wichtigere Rolle. Forrester zufolge laufen in diesem Jahr mehr als die Hälfte der Software-Assurance-Verträge aus. Eine Verlängerung des Abos rechnet sich aber nur dann, wenn das nächste größere Windows-Release innerhalb von dreieinhalb Jahren erscheint sonst ist es günstiger, später eine Neulizenz zu erwerben. Mit Windows 7 im Jahr 2010 würde die Rechnung für die Anwender aufgehen.

Kein verlässlicher Termin

Die laut Microsoft versehentlich durchgesickerten Informationen über Windows 7 bieten allerdings keine solide Grundlage für eine Entscheidung über den Abschluss einer Software Assurance. Wie bei den zahlreichen verspäteten Updates der Windows-Geschichte übernimmt Microsoft auch künftig keine Garantie, dass es den Termin 2010 einhalten kann. Für zusätzliche Zweifel sorgen die widersprüchlichen Ankündigungen der letzten Zeit. Der ursprünglich auf den Codenamen "Blackcomb" hörende und dann in "Vienna" umgetaufte Vista-Nachfolger sollte bereits 2009 auf den Markt kommen.

Dieser Fahrplan ging im Gleichschritt mit den zuvor verlautbarten Zweijahres-Intervallen, bei dem sich kleine und große Releases abwechseln sollten. Windows 7 passt mit seiner noch drei Jahre währenden Entwicklungszeit nicht in dieses bis vor kurzem gültige Schema.

Für zögernde Unternehmen bietet Microsoft neben einem günstigen Liefertermin für Windows 7 noch weitere "Argumentationshilfen" an. Der Hersteller behält sich nämlich vor, Produkte exklusiv über die Software Assurance zu vertreiben. Dazu zählt heute etwa "Windows Business Enterprise", das als einzige Vista-Profivariante das "Multilingual User Interface Pack" enthält. Ähnlich sieht es mit Management- und Deployment-Tools aus, die als "Microsoft Desktop Optimization Pack" ausschließlich über eine separate Software Assurance bezogen werden können.

Während Microsoft bereits einen Termin für das ferne Windows 7 nennt, schweigt sich der Hersteller über die Fertigstellung des bereits angekündigten SP1 für Vista aus. Viele Anwender verschieben jedoch einen flächendeckenden Einsatz des neuen Systems auf einen Zeitpunkt nach der Verfügbarkeit einer solchen größeren Fehlerkorrektur.

Die Weigerung, einen klaren Termin für Vista SP1 zu nennen, könnte daher zahlreiche Migrationsprojekte auf Vista verzögern. Rein ökonomisch steht Redmond jedoch nicht unter Druck, weil jene Firmen, deren Abos heuer auslaufen, ihre Rechte auf Vista bereits erworben haben. (ws)