Microsoft stellt sich dem Kampf ums Internet

04.11.2005
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Der Softwareriese will sich von Newcomern wie Google und Yahoo nicht unterkriegen lassen. Die dafür notwendigen Innovationen lassen aber auf sich warten.

Was mussten sich die Microsoft-Verantwortlichen in den vergangenen Monaten nicht alles an Kritik gefallen lassen. Der weltgrößte Softwarehersteller habe sich zu einem unbeweglichen Konzern entwickelt, Innovationen seien von der schwerfälligen Organisation kaum noch zu erwarten, und die verschiedenen Abteilungen wüssten nicht, an welchen Projekten die anderen arbeiteten.

Hier lesen Sie...

  • wo Microsoft trotz glänzender Zahlen nicht voran kommt;

  • welche Produktstrategie der Softwarekonzern verfolgt;

  • wie sich das Unternehmen neu organisieren will.

() = Umsatz 01/05;Angaben in Millionen Dollar; Quelle: Microsoft Windows und Office bringen das Geld.
() = Umsatz 01/05;Angaben in Millionen Dollar; Quelle: Microsoft Windows und Office bringen das Geld.

Doch die aktuellen Bilanzzahlen ergeben ein anderes Bild. Für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2006 meldete der Konzern einen Umsatz von 9,74 Milliarden Dollar, sechs Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Der Gewinn verbesserte sich sogar um 24 Prozent von 2,53 auf 3,14 Milliarden Dollar. Damit setzt sich die Reihe der erfolgreichen Quartale ungebrochen fort.

Doch für die Konzernzentrale in Redmond sind die Milliardengewinne längst Routine. Steve Ballmer und Bill Gates beobachten mit Sorge, wie einige Unternehmensbereiche - insbesondere die Internet-Sparte und das Geschäft mit Business-Software - nicht vom Fleck kommen. Einmal mehr sorgten die Segmente Client mit den Windows-Systemen, Server & Tools sowie Information Worker mit den Office-Produkten für den gesamten operativen Gewinn. Besagte Sparten bescherten dem Konzern im vergangenen Quartal mit 8,11 Milliarden Dollar 83 Prozent vom Gesamtumsatz. Auf absehbare Zeit wird sich daran nichts ändern: Mit dem Office-Release 12 und der Windows-Version "Vista", die beide im kommenden Jahr herauskommen sollen, sowie der für den 7. November 2005 angekündigten neuen Datenbankversion des SQL Server stärkt Microsoft seine klassischen Umsatzträger.

Um diese Abhängigkeit vom Stammgeschäft zu vermindern und neue Geschäftsfelder zu erschließen, muss Microsoft beweglicher agieren. Ende Setember dieses Jahres kündigten die Verantwortlichen an, die Organisation komplett umzukrempeln. Künftig soll es nur noch drei Geschäftsbereiche geben. Microsoft-Chef Steve Ballmer hofft, damit das Unternehmen flexibler aufzustellen und Entscheidungen zu beschleunigen. "Microsoft muss ständig innovativ sein", hatte der langjährige Weggefährte von Firmengründer Bill Gates erst kürzlich gefordert. Intensivere Forschung und Entwicklung seien der beste Weg, um der künftigen Konkurrenz wie Google oder Yahoo entgegenzutreten. Für die kommenden Monate kündigte Ballmer ein wahres Feuerwerk an neuen Produkten an.