Mit fremden Federn geschmueckt und SPC veraergert

Microsoft sieht sich als Marktfuehrer bei Windows-Datenbankprodukten

26.02.1993

Juengstes Opfer einer Microsoft-Attacke ist die Software Publishing Corp. (SPC). Deren Regional-Managerin fuer Asien, Angie Chew, beschuldigt die Softwerker aus dem US-Bundesstaat Washington, mit falschen Aussagen Microsofts Datenbank "Access" beworben zu haben. In einem Beschwerdebrief an die Konsumentenvereinigung von Singapur, die Consumer Associates of Singapore (CASE), klagte Chew, Microsoft behaupte, mit Access biete man "die erste grafisch orientierte Windows-Datenbank" an. Diese in Werbeschreiben vertretene Behauptung treffe jedoch nicht zu.

Vielmehr sei richtig, dass SPC mit "Superbase" schon seit Jahren ein Datenbankprodukt fuer die Windows-Umgebung anbietet. Diese Applikation war urspruenglich von der Precision Software entwickelt worden. Allerdings kaufte SPC die Firma im August 1991 auf und entwickelte Superbase bis zur im Dezember 1992 vorgestellten Version 2.0 weiter.

Der Streit zwischen den beiden Datenbank-Entwicklern entbehrt insofern nicht der Ironie, als Precision Software mit Microsoft vor Jahren ein OEM-Abkommen getroffen hatte. Demzufolge durfte die Gates-Company Superbase vertreiben, mit dem US- Verteidigungsministerium hatte man auch einen attraktiven Kunden am Haken.

Auch Paradox offeriert Dumping-Preise

Nach der Uebernahme durch SPC existiert, wie ein Sprecher der deutschen GmbH aeusserte, das OEM-Abkommen zumindest fuer die aktuelle Superbase-Version nicht mehr.

SPC behauptet, bislang ungefaehr eine Million Superbase-Kopien in verschiedenen Versionen an den Mann gebracht zu haben. Damit besitze man, so SPC-Managerin Chew, einen weltweiten Marktanteil von 70 Prozent im Segment der Windows-Datenbanken. Im Vergleich zu den angeblich 850 000 Access-Auslieferungen, fuer die Microsoft nach eigenen Aussagen in nur zwei Monaten Kaeufer gefunden haben will, nimmt sich SPCs Angabe allerdings eher bescheiden aus. Dies gilt vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass Superbase bereits seit vier Jahren auf dem Markt ist.

Allerdings hatte Microsoft Access zu Dumpingpreisen in den Markt gedrueckt. Fuer 99 Dollar konnten Anwender in den USA die Datenbankanwendung fuer einen begrenzten Zeitraum erstehen. In Deutschland vertrieb die deutsche Niederlassung das Produkt, das auch mit Borlands Paradox fuer Windows konkurriert, im Einfuehrungsangebot fuer knapp 1000 Mark (mittlerweile rund 1800 Mark), Superbase kostet knapp 2000 Mark.

Peter Wong, Microsofts General-Manager fuer Suedostasien, wusch indes seine Haende in Unschuld. Er bestritt, dass der Softwareriese wissentlich versuche, die Oeffentlichkeit mit falschen Aussagen zu verwirren. Auch die amerikanische Mutter benutze die Argumentation, erster PC-Datenbankanbieter fuer Windows zu sein. Darueber hinaus sei der Terminus "grafisch orientierte Datenbank" durchaus offen fuer Interpretationen.

Microsofts Aussage koenne bedeuten, dass Access lediglich die erste Datenbank unter der aktuellen Windows-Variante, naemlich Version 3.1, sei. In diesem Fall, konzedierte der deutsche SPC-Manager, sei die Aussage sogar richtig. Version 2.0 von Superbase wurde erst nach Access vorgestellt.

SPCs Moeglichkeiten, gegen Microsoft vorzugehen, sind allerdings begrenzt: Die CASE-Organisation hat die Angelegenheit an die Aufsichtsbehoerde fuer Werbeangelegenheiten weitergereicht. Die Advertising Standards Authority of Singapore (Asas) zumindest hat keine legale Handhabe, gegen Verstoesse der jetzt monierten Art einzuschreiten. Gerichtliche Schritte muessten von SPC selbst eingeleitet werden.