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Microsoft schnürt ERP-Paket für kleine Firmen

12.02.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) -Microsoft Business Solutions will die "Navision"-Software für kleinere Firmen attraktiver machen und ein Paket mit Basisfunktionen zu einem niedrigeren Preis anbieten (Computerwoche.de berichtete). Die Aktion ist bis Juni 2004 befristet.

"Unsere Partner tun sich bei kleinen Firmen schwer mit unserem Preismodell", begründet Jürgen Baier, Managing Director von Microsoft Business Solutions, die Kampagne. In den letzten Jahren seien viele zusätzliche Funktionen in die ERP-Software Navision eingeflossen, und der Hersteller habe dementsprechend den Produktpreis angehoben.

Die neue Offerte umfasst nur einen Teil des Funktionsspektrums von Navision, neben der Basiskomponente zählen die Module "Finanzbuchhaltung", "Banksteuerung", "Debitoren & Verkauf", "Kreditoren & Einkauf" sowie "Marketing & Vertrieb" dazu. Mechanismen zur Produktionsplanung und -Steuerung (PPS) fehlen hingegen. Neu ist auch das Preismodell: Setzt sich der Preis für das Produkt "Navision Professional" sowohl aus Lizenzgebühren pro Anwender als auch aus den Kosten für Funktionsbausteine zu-sammen, so zahlt der Kunde für das Paket "Navision für kleine Unternehmen" lediglich einen festen Betrag pro Arbeitsplatz in Höhe von 1950 Euro inklusive der Navision-Datenbank "C/Side".

"Eine typische Installation von Navision Professional für 25 Anwender schlägt je nach Anzahl der ausgewählten Funktionsbausteine mit 2500 bis 3000 Euro pro Arbeitsplatz zu Buche", erklärt Baier. Interessant sei das abgespeckte ERP-System für Betriebe mit sieben bis zehn Anwendern. Prinzipiell lassen sich auch mehr Nutzer freischalten, an solche Kunden möchte Microsoft aber lieber die Professional-Variante verkaufen. "Die Partner sind angehalten, im Einzelfall zu klären, welche Produktversion am günstigsten ist", verlautete aus Unternehmenskreisen.

Da das Angebot auf der gleichen Technik basiert wie Navision Professional, könnten Kunden ohne viel Aufwand bei Bedarf zusätzliche Module aus dem Portfolio erwerben und einbinden. Allerdings erhalten sie diese Bausteine dann nicht zu den vergünstigten Konditionen. Microsofts Kampagne läuft zunächst bis zum 28. Juni 2004. Das System wird von den Partnerfirmen des Anbieters vertrieben. Einen neuen Vertriebskanal speziell für dieses Paket will Microsoft zunächst nicht einrichten. Die Aktion sei prinzipiell europaweit angelegt, wobei jede Landesgesellschaft selbst über den Rollout entscheiden könne.

Neben dem auf kleine Firmen ausgerichteten Preis plant Microsoft Business Solutions außerdem, die Einführung des Produkts beim Kunden zu vereinfachen. So sollen spezielle Wizards die Installation und Konfiguration erleichtern.

Der Softwarekonzern drängt mit dem nun aufgelegten Angebot in die Domäne von Sage KHK ein, dessen Lösungen sich vornehmlich an kleine Betriebe richten. Noch mehr dürfte SAP aufhorchen, schließlich ist Microsoft im Geschäft mit ERP-Software für den Mittelstand der stärkste Konkurrent der Walldorfer, die mit "Business One" ebenfalls eine Lösung für kleine Firmen anbieten. Das SAP-Programm wird, ähnlich wie die Navision-Variante für Kleinunternehmen, unter anderem ohne PPS-Modul ausgeliefert. Gegen die Gates-Company würden sich die Walldorfer auch über den Preis behaupten, sagte Vorstandschef Henning Kagermann dem "Handelsblatt", noch bevor Microsoft die Navision-Initiative angekündigt hatte. "Sollte es notwendig werden, würden wir unsere Preise anpassen", zitiert die Wirtschaftszeitung Kagermann. Nun hat er Gelegenheit dazu. (fn)