Kostenloser Hypervisor

Microsoft positioniert Hyper-V Server 2008 gegen VMware ESXi

06.10.2008
Von Wolfgang Sommergut 
Nachdem VMware bereits im Juli mit "ESXi" einen kostenlosen Hypervisor auf den Markt brachte, zieht Microsoft nun mit einer Stand-alone-Version von "Hyper-V" nach. Beiden Produkten fehlen eine Reihe wesentlicher Funktionen, so dass sie sich nur für eingeschränkte Aufgaben eignen.

Der Erfolg der Open-Source-Lösung "Xen" trug wesentlich dazu bei, dass sich mit einem Hypervisor kaum noch Geld verdienen lässt. Es handelt sich dabei um eine schlanke Softwareschicht, die direkt auf die Hardware installiert wird und virtuelle Maschinen für Gastsysteme bereitstellt. Mit VMware ESXi und seit neuestem mit Hyper-V Server 2008 stehen zwei weitere kostenlose Kandidaten aus diesem Segment zur Verfügung.

Die bisher verfügbare Ausführung von Hyper-V richtet sich an Anwender von Windows Server 2008. Zu ihrem Betrieb muss das Server-Betriebssystem in die so genannte Parent Partition installiert werden, von der aus sich alle weiteren virtuellen Maschinen verwalten lassen. Besonders für diesen Zweck entwickelte Microsoft eine GUI-lose Variante des Betriebssystems namens "Server Core".

Mager-Windows zur Administration

Die kostenlose Standalone-Ausführung von Hyper-V kommt dagegen mit einem auf das nötigste reduzierten Rumpf-Windows aus, das wie die Vollversion Gerätetreiber für die Gäste in den anderen Partitionen zur Verfügung stellt. Der Schlankheitskur fielen auch Management-Funktionen zum Opfer, so dass etwa jeder Host über eine Kommandozeile lokal initialisiert werden muss, bevor die Gastsysteme über den "Hyper-V-Manager" verwaltet werden können. In dieser Hinsicht folgt Microsoft VMware, dessen sonst funktionsreicher ESXi sich bloß über eine Nur-Lese-Kommandozeile administrieren lässt - bessere Tools gibt es nur über den Erwerb einer "Virtual Infrastructure".

Bei der Administration des Hostsystems gibt sich die Standalone-Version von Hyper-V spartanisch.
Bei der Administration des Hostsystems gibt sich die Standalone-Version von Hyper-V spartanisch.

Eine weitere Eigenheit der Standalone-Version von Hyper-V besteht darin, dass sie zwar kostenlos ist, aber keine Lizenz für Gastsysteme enthält. Demgegenüber umfasst bereits die Standard Edition von Windows Server 2008 die Berechtigung, das System in die Verwaltungspartition und in eine virtuelle Maschine zu installieren, so dass für Anwender wenig Anreiz besteht, ihr System stattdessen über ein Mager-Windows zu administrieren.

Keine Lizenzen für Gastsysteme

Aufgrund dieser Lizenzregelung bietet sich der kostenlose Hypervisor beispielsweise an, um vorhandene Maschinen unter der Vorgängerversion des Betriebssystems zu konsolidieren. Alternativ käme auch die Ausführung von Windows XP oder Vista im Rahmen der Desktop-Virtualisierung in Frage. Microsoft richtet die abgespeckte Variante von Hyper-V auch an Hardwarehersteller, die den Hypervisor in die Firmware ihrer Server integrieren können.

Zu den weiteren Einschränkungen von Hyper-V Server 2008 gehört, dass er nur 32 GB RAM und maximal vier Prozessoren, aber kein Clustering und keine Quick Migration unterstützt. Wie die mit Windows Server 2008 ausgelieferte Version liegt auch der Standalone-Hypervisor nur in einer 64-Bit-Ausgabe vor.