Microsoft plant Reorganisation

12.02.1999

Glaubt man einem Bericht der US-Zeitung "Seattle Times", so plant Microsoft die umfassendste Umstrukturierung in der Firmengeschichte. Den Angaben zufolge soll das Unternehmen künftig nicht mehr an Produkten wie Windows, sondern an Kundengruppen ausgerichtet werden. Vorgesehen seien vier Gruppen: eine Consumer Group, eine Enterprise Group, eine Developers Group und eine Knowledge-Workers Group.

Mit der Consumer Group wolle Microsoft künftig das Windows- Betriebssystem und Anwendungen für einzelne Benutzer abdecken. Dazu gehörten auch Online-Entertainment, Chat- und Kommunikationsanwendungen. Die Enterprise Group soll demgegenüber die Entwicklung und Vermarktung des Windows-NT-Nachfolgers Windows 2000 vorantreiben. Mit Hilfe der Developers Group versucht Microsoft, Programmierer für die eigene Plattform zu gewinnen, die sich Suns Programmiersprache Java und Internet-Anwendungen zugewandt haben. Die Knowledge-Workers Group schließlich richtet sich in erster Linie an kleine Unternehmen und Anwender, die von zu Hause aus oder unterwegs arbeiten. Ihnen soll der Gebrauch von Office-Programmen wie Word, Excel oder Präsenta- tionssoftware schmackhaft gemacht werden.

Microsoft hält sich gegenwärtig noch bedeckt, was die geplante Umstrukturierung betrifft. Insider sehen in den Plänen einen deutlichen Schwenk in Richtung Internet. Für diese These spricht, daß die Redmonder den altgedienten Manager Brad Silverberg wieder an Bord holen wollen. Er soll die Consumer Group leiten. Der 44jährige war vor zirka zwei Jahren vorübergehend aus dem Unternehmen ausgeschieden. Silverberg galt 1997 als Kopf einer Gruppe von Microsoft-Mitarbeitern, die das Internet-Geschäft auf Basis von Java-Techniken stark ausbauen wollten. Der Manager plante unter anderem, einen Browser zu entwickeln, der sich auf unterschiedlichen Plattformen wie Macintosh oder Unix einsetzen ließe. Im damaligen firmeninternen Machtkampf unterlag Silverberg dem einflußreichen Topmanager Allchin, der das Unternehmen weiterhin ausschließlich am Windows-Betriebssystem ausrichten wollte.

Branchenbeobachter sehen in ersten Reaktionen zwar keinen Zusammenhang mit dem laufenden Antitrust-Verfahren. Das Washingtoner Gericht könnte die Berufung Silverbergs aber dennoch als ein Signal für eine mögliche Öffnung Microsofts hinsichtlich alternativer Plattformen werten.