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BizTalk soll Unternehmen verbinden

Microsoft öffnet sein E-Commerce-Füllhorn

05.03.1999
Von Michael Hufelschulte
BizTalk soll Unternehmen verbinden

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Microsoft hat im kalifornischen San Franzisko seine E-Commerce-Pläne vorgestellt. Mit neuen Softwareprodukten und Dienstleistungen will das Unternehmen innerhalb eines Jahres eine Million Firmen in die E-Commerce-Welt bringen. "Das Internet ist der ultimative Marktplatz", erklärte Executive Vice-President Bob Herbold, der kurzfristig für seinen Chef Steve Ballmer eingesprungen war (der just Vater geworden war).

Neuwort des Tages war eindeutig "BizTalk". Dabei handelt es sich um ein auf der Extensible Markup Language (XML) basierendes Technologie-Framework, das Firmen mit unterschiedlichsten Computersystemen in die Lage versetzen soll, die beim E-Commerce anfallenden Daten auszutauschen - ein Art EDI für Arme. BizTalk soll das Bindeglied zwischen allen Produkten und Dienstleistungen bilden, die Microsoft im einzelnen präsentierte. Es wird künftig von allen Microsoft-Anwendungen unterstützt und anderen Firmen kostenlos zur Verfügung gestellt.

Die Strategie der Gates-Company baut in erheblichem Maße auf das hauseigene Internet-Portal MSN, das zu einem riesigen virtuellen Marktplatz mit einer Vielzahl von Produkten ausgebaut werden soll. Die entsprechende Datenbank soll ausgefuchste Such- und auch Vergleichsmöglichkeiten (hier soll eine von der frisch übernommenen Firma CompareNet stammende Technologie zum Einsatz kommen) bieten.

Mit drei Softwarepaketen will Microsoft Unternehmen den Gang ins Internet erleichtern:

"Small Business Commerce Services" erlaubt es auch Nicht-Fachleuten, über ein simples Browser-Interface einen Online-Shop einzurichten. Dieser kann wahlweise bei MSN oder einem anderen Internet-Service-Provider gehostet werden;

der "Commerce Server" ist ein Upgrade für den bisherigen "Site Server Commerce Edition 3.0" und erlaubt den Aufbau komplexer Storefronts (Online-Einkaufsumgebungen). Er bietet auch Back-Office-Funktionalität, etwa für Direkt-Marketing oder Analyse von Kundendaten;

der "BizTalk Server" schließlich übersetzt zwischen verschiedensten Plattformen die Daten und Informationen über Produkte, Preise, Bestellungen und Rechnungen.

Einen Haken hat die Ankündigung allerdings: Alle genannten Produkte werden nicht vor Windows 2000 auf den Markt kommen - und niemand weiß genau, wann das sein wird. Selbst wenn der derzeit aktuelle Liefertermin (viertes Quartal 1999) erreicht werden sollte, ist das nach Ansicht von Experten vielleicht schon zu spät. "Yahoo hat allein im vierten Quartal 1998 rund 4000 Händler für sein Portal angeworben", warnt etwa Albert Pang von der International Data Corp. (IDC). "Es dürfte für Microsoft schwierig werden, das noch aufzuholen."