Entwickler dürfen CE .NET modifizieren

Microsoft öffnet alle Windows-Quellcodes

15.02.2002
MÜNCHEN (wm) - Bereits im Frühsommer 2001 hat Microsoft im Rahmen seiner "Shared-Source-Licensing"-Initiative die Offenlegung seiner Betriebssystem-Quellcodes bekannt gegeben. In der neuen Version des Embedded-Systems Windows CE .NET wird nun sogar die Möglichkeit von Modifikationen am Code eingeräumt.

Vor dem Hintergrund der hitzigen Debatten des vergangenen Jahres zwischen Vertretern der Open-Source-Bewegung und einigen Microsoft-Oberen geriet die neue Offenheit des Softwareriesen etwas in Vergessenheit. Tatsächlich gewährt Microsoft mittlerweile einen sehr weit reichenden Einblick in seine Windows-Betriebssysteme - allerdings nicht für jedermann. Der Zugang zu den Desktop- und Server-Systemen beschränkt sich auf den wissenschaftlich-akademischen Bereich, Behörden, Soft- und Hardwarehersteller sowie Anwenderunternehmen mit mehr als 1500 Arbeitsplätzen.

Laut Jason Matusow, der bei Microsoft für das Shared-Source-Programm verantwortlich ist, sind etwa 95 bis 97 Prozent der gut dokumentierten Quelltexte über einen Smartcard-geschützten Web-Zugang einsehbar. Ausgeschlossen seien lediglich Komponenten von Drittanbietern sowie Kryptografie-Schnittstellen. Die kostenlose Shared-SourceLizenz erlaubt allerdings keinerlei Modifikationen oder die Weitergabe modifizierter Elemente, wie es bei Open-Source-Software üblich ist. Laut Matusow ist die große Mehrheit der Anwender ohnehin nicht daran interessiert, Veränderungen vorzunehmen, weil sie die Verantwortung für Fehlerbehebungen beim Hersteller sehen.

Deutlich liberaler sind die Lizenzbestimmungen für den Quellcode von Windows CE .NET. Hier gewährt der Hersteller zwar nur den Zugriff auf 1,5 Millionen Zeilen Code, was etwa 50 Prozent des Systems entspricht. Allerdings gestattet Microsoft die Distribution von modifizierten Elementen für die nichtkommerzielle Nutzung, was vor allem für Hardwareentwickler interessant ist. Matusow schloss aber aus, dass Microsoft seine Systeme in Zukunft als Open Source völlig freigeben werde. Einzig für Bestandteile des .NET-Frameworks könne er sich Derartiges vorstellen.