Software-Tools auf Sourceforge frei verfügbar

Microsoft nutzt Open-Source-Lizenz

16.04.2004
MÜNCHEN (CW) - In kleinen Schritten nähert sich Microsoft der Open-Source-Community an. Mit dem Toolset "Windows Installer XML" (WiX) stellt der Konzern erstmals eine Software unter eine Lizenz, die von der Community anerkannt ist. Entwickler können den Code damit kostenfrei nutzen, verändern und in kommerziellen Produkten verwenden.

Eine Abkehr von der bisherigen Haltung gegenüber Open Source bedeute der Schritt nicht, behauptet Jason Matusow, Manager von Microsofts Shared-Source-Initiative. Schon seit Jahren habe das Unternehmen Quellcode unter verschiedenen Lizenzen zur Verfügung gestellt.

Bei genauerem Hinsehen zeichnet sich durchaus eine veränderte Politik ab: Microsoft stellt WiX unter die ursprünglich von IBM stammende Common Public License (CPL), die von der Open Source Initiative (OSI) anerkannt ist. Sie erlaubt es Nutzern nicht nur, den Code einzusehen, wie bereits im Rahmen von Shared Source möglich, sondern diesen auch zu verändern und darüber hinaus weiterzuverwenden. Letzteres bezieht sich ausdrücklich auch auf die Nutzung in kommerziellen Produkten.

Mit Hilfe von WiX können Entwickler Windows-Installationspakete aus XML-Quellcode erstellen. Microsoft offeriert die Software über die Website Sourceforge (http://www.sourceforge.net/projects/wix/), die fast 80000 Open-Source-Projekte vorhält und mehr als 800000 Benutzer registriert hat.

Die Motive des Softwaremultis erscheinen nachvollziehbar: Rund 25 Prozent der auf Sourceforge gehosteten Softwareprojekte beziehen sich auf Windows, argumentiert Matusow. Er hofft, die Freigabe der WiX-Werkzeuge werde neue Projekte anstoßen. In der Folge könnten sich einerseits für Windows geschriebene Applikationen verbessern. Andererseits bestehe auch die Chance, dass die Entwicklergemeinde die Tools selbst noch ausbaut und optimiert.

Kritik an der GPL

Eine Quellcode-Freigabe unter der meistverbreiteten Open-Source-Lizenz General Public License (GPL) kann sich Matusow hingegen nicht vorstellen. Sie bereite "gewisse Probleme, wenn es um das kommerzielle Softwaregeschäft geht". Gemäß den Vorgaben müssen etwa Programme, die unter Verwendung von GPL-geschütztem Code entstehen, selbst wieder unter diese Lizenz gestellt werden.

Dennoch kommt der Strategiewechsel überraschend. Jahrelang hatte Microsoft die GPL heftig kritisiert. Hochrangige Manager sprachen gar von einem "viralen Effekt" der GPL und einer Gefahr für die gesamte kommerzielle Softwareindustrie.

Nach den oft ideologisch gefärbten Auseinandersetzungen mit Open-Source-Protagonisten schlug der US-Konzern in jüngster Zeit einen gemäßigteren Kurs ein. Man könne von den Entwicklungen in der Open-Source-Welt auch lernen, war des Öfteren zu hören. (wh)