Microsoft: "Nicht auf SP1 für Vista warten"

06.09.2007
Das Service Pack 1 (SP1) für Vista wird erst 2008 erscheinen. Firmen sollen aber die Einführung des neuen Windows nicht davon abhängig machen.

Microsoft hatte erst kürzlich einen Zeitplan für den Vista-Nachfolger veröffentlicht, aber den Erscheinungstermin für das von vielen Anwendern erwartete SP1 nicht genannt. Dieses spielt für Migrationsprojekte von XP auf Vista jedoch eine wesentliche Rolle, da viele Unternehmen ein neues Betriebssystem erst dann einführen, wenn die erste große Fehlerkorrektur verfügbar ist.

Zögerliche Vista-Migration

Nach Einschätzung vieler Marktbeobachter hat in Unternehmen die großflächige Umstellung auf Vista noch nicht begonnen. Das Desktop-Schwergewicht aus Redmond ist aber daran interessiert, dass Vista in der professionellen IT Fuß fasst, weil sich damit die Loyalität gegenüber dem Hersteller erhöht und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sich Anwender für Updates anderer Software aus Redmond entscheiden. Andererseits haben die meisten Firmen über Software-Abos bereits das Recht auf Vista bezahlt, so dass die zögerliche Umstellung auf das neue Client-System zu keinen größeren finanziellen Einbußen führt.

SP1 nur eine Option

Die Ankündigung des SP1 nutzte Microsoft daher, um dessen Bedeutung herunterzuspielen und Anwendern nahezulegen, ihre Migrationsprojekte nicht davon abhängig zu machen. Als Hauptargument nennen die Verfasser des "Vista Service Pack 1 Beta White Paper", dass über Windows Update ständig Verbesserungen ausgeliefert würden. Sie beträfen nicht bloß Sicherheitsaspekte, sondern auch die Ausführungsgeschwindigkeit und die Stabilität des Systems. Das SP1 sei nur ein anderer Weg, um das Betriebssystem zu aktualisieren.

Das SP1 enthält allerdings neben den kumulierten Updates, die Microsoft laufend publiziert, eine Reihe weiterer Änderungen. Dabei handelt es sich um keine neuen Features, sondern um Verbesserungen bestehender Komponenten. So soll die Verschlüsselungssoftware "Bitlocker" zukünftig mehr als nur ein Laufwerk codieren können. Außerdem unterstützt SP1 das für Flash-Speicher gängige Dateisystem exFAT sowie den Systemstart über das "Extensible Firmware Interface" (EFI) und enthält ein Update für "Direct3D".

Konzession an Google

Microsoft möchte mit dem SP1 auch die Lizenzbedingungen für Vista ("EULA") ändern. Allerdings nennt das Unternehmen derzeit keine Einzelheiten. Nach Berichten von "Microsoft .Watch" könnten davon die Virtualisierungsrechte betroffen sein. Außerdem soll nach einer Beschwerde von Google die Schnittstelle für Desktop-Suche verändert werden, so dass sich alternativ zu integrierten Suchmaschinen auch solche von Drittanbietern einbinden lassen.

Die umfangreiche Liste der mit SP1 angekündigten Verbesserungen dürfte viele IT-Verantwortliche in ihrer Auffassung bestärken, die Vista-Umstellung noch aufzuschieben. Zahlreiche angekündigte Verbesserungen hinsichtlich Geschwindigkeit, Stabilität und Kompatibilität sind typisch für den Reifungsprozess einer Software. Nutzer von Windows XP SP2 dagegen schätzen dieses als ein erprobtes System. Microsofts Problem besteht darin, diesen Anwendern zu erklären, worin die entscheidenden Fortschritte von Vista bestehen, für die man Umstellungsprobleme in Kauf nehmen kann. (ws)