Microsoft: Monopol gegen Open Source

08.02.2006
Von Wolfgang Sommergut 

Gegenmodell Open Source

Office 12 hält zwar neue Bequemlichkeitsfunktionen für die persönliche Produktivität bereit, aber Microsoft positioniert es vor allem als das Frontend in einer SOA-Welt.
Office 12 hält zwar neue Bequemlichkeitsfunktionen für die persönliche Produktivität bereit, aber Microsoft positioniert es vor allem als das Frontend in einer SOA-Welt.

Auch wenn sich Microsoft bis dato erfolgreich gegen freie Software behaupten konnte, so wird diese zunehmend die Grundlagen des Softwaregeschäfts bestimmen. Open Source ist längst keine Graswurzelbewegung mehr, die von uneigennützigen Individuen getragen wird. Neuere Analysen zu den ökonomischen Grundlagen quelloffener Programme versuchen zu zeigen, dass das Internet Rahmenbedingungen geschaffen hat, die die Kosten der Produktion und Distribution von Software nach unten treiben. John Walker verweist in seinem kürzlich erschienen Aufsatz "There is no Open Source Community" auf das global nutzbare kollektive Wissen, das im Vergleich zu den vergangenen Jahrzehnten enorm zugenommen hat, wodurch die Softwareentwicklung immer mehr die Aura einer schwarzen Magie verliert. Frei verfügbare Frameworks und Tools entwerten die Programmiertätigkeit zusätzlich.

Open-Source-Verteran und Debian-Gründer Bruce Perens vertritt in "The Emerging Economic Paradigm of Open Source" die These, dass der Druck von freier Software auf kommerzielle Anbieter dort besonders groß ist, wo Computerprogramme Aufgaben erfüllen, bei denen sich Firmen keine Vorteile gegenüber ihren Konkurrenten verschaffen können. Dies trifft beispielsweise auf Betriebssysteme oder Middleware zu, die Microsoft in seinem Server-System bündelt. Perens favorisiert für derartige "Enabling Technology" freie Software gegenüber konfektionierter Ware, weil Letztere für diesen Zweck weit weniger effizient sei. Im Schnitt flössen nur zehn Prozent des Geldes, das der Anwender dafür bezahlt, schlussendlich in die Entwicklung. Hingegen benötige Open Source weder Marketing, noch sei es gewinnorientiert.

Professionelle Open-Source-Konkurrenz

Open Source verändert nicht nur insgesamt die Spielregeln des Marktes, sondern bedrängt durch zunehmende Professionalisierung auch das Segment von Enterprise-Software. Dies äußert sich einerseits darin, dass Integratoren wie Spikesource oder das von IBM gekaufte Gluecode integrierte Pakete von freier Infrastruktursoftware zusammenstellen und zugehörige Dienstleistungen anbieten. Besonders die mit Microsoft rivalisierende Java-Welt bewegt sich rasch auf ein Geschäftsmodell zu, das auf Lizenzeinnahmen verzichtet und sich auf Services konzentriert. Bei der IBM zeichnet sich ab, dass der J2EE-Server von Apache zukünftig Websphere ersetzen wird. Jboss baut auf Basis seines Applikations-Servers ein umfangreiches freies Middleware-Portfolio auf, das inzwischen auch HP anbietet. Und Ende letzten Jahres gab Sun bekannt, dass es seine gesamte Server-Software als Open Source freigeben werde.