Kinect

Microsoft möbelt Spielekonsole Xbox mit Gestensteuerung auf

15.06.2010
Microsoft will seine Spielkonsole Xbox 360 mit einer neuartigen Gestensteuerung fit für die Zukunft machen und neue Zielgruppen ansprechen.

Bislang war die Technologie, mit der sich Spiele ohne Hilfsmittel wie Controller steuern lassen, unter dem Codenamen Project Natal bekannt. Anfang November, rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft, soll das Kamerasystem nun unter dem Namen "Kinect" in die Läden kommen - vorerst allerdings nur in den USA. Der Starttermin für Deutschland wie auch die Preise standen am Montag noch nicht fest. Zugleich kündigte Microsoft eine Reihe neuer Spieletitel an, die das Spielesystem unterstützen.

Kurz vor Beginn der Spielefachmesse E3 hatte Microsoft Kinect am Wochenende in Los Angeles präsentiert. Anders als bei der Konkurrenz Nintendo und Sony benötigt die neue Gestensteuerung von Microsoft kein Eingabegerät wie einen Controller. Die Spiele lassen sich über Gesten und Körperbewegungen bedienen. Die Sensoren einer 3D-Kamera nehmen die Bewegung des Spielers im Raum auf und übertragen sie auf einen Avatar im Spiel. Auch Menüleisten lassen sich per Handbewegung bedienen. Hinzu kommt eine Sprachsteuerung, die über ein eingebautes Mikrofon funktioniert. Erste Details der ambitionierten Technologie hatte Microsoft bereits vor einem Jahr auf der E3 vorgestellt.

Zum Start von Kinect sollen nach Angaben von Microsoft-Manager Oliver Kaltner über 15 Spiele verfügbar sein, die die Technologie für den Spielverlauf nutzen. Neben eigenen Produktionen seien auch Titel unter anderem von Disney Interactive, Lucas Arts und dem Games-Markt-Riesen Electronic Arts im Portfolio.

Passend zu Kinect präsentierte Microsoft auch eine neue Version der Spielekonsole selbst. Die neue Xbox 360 bietet mit ihrer Festplatte von 250 Gigabyte gut doppelt so viel Speicherplatz wie der Vorgänger. Sie ist schlanker und - so verspricht Microsoft - flüsterleise. Schon in dieser Woche kommt sie in die US-Läden für 299 Dollar plus Steuern.

Schon vor einigen Jahren war Nintendo mit einer ersten, damals ganz neuartigen Bewegungssteuerung für die Konsole Wii gestartet. Mit Hilfe eines Kamerasensors und eines speziellen Controllers lassen sich Spiele für die Wii mit Bewegungen bedienen. Der Erfolg der Technologie hatte Nintendo weit vor die versammelte Konkurrenz unter den Konsolenherstellern katapultiert. Auch Sony wird in Los Angeles voraussichtlich einen neuen Bewegungs-Controller für die Playstation 3 vorstellen.

Der Erfolg von Nintendo beruhte wesentlich auch darauf, dass das Unternehmen mit seinen Unterhaltungsspielen ganz neue Zielgruppen angesprochen hatte, die bislang nicht zur Kernzielgruppe von Computer- und Konsolenspielen gehörten. Anders als Nintendo und Sony richtete sich Microsoft mit seiner Xbox 360 und einem vor allem aus Action-Spielen bestehenden Angebot in der Vergangenheit weiter vor allem an eingefleischte Spieler. Mit Kinect und den neuen Spieletiteln werde Microsoft nun auch im Marktbereich der "sozialen Unterhaltung" zulegen, sagte Kaltner. Vor allem in Deutschland und Frankreich erwartet er damit starkes Wachstum.

Die Spielefachmesse E3 findet vom 13. bis zum 15. Juni statt. Sie zählt zu den wichtigsten Messen der Branche. Nach teils drastischen Einbrüchen der Besucherzahl in den vergangenen Jahren hofft die Messe, in diesem Jahr wieder an frühere Erfolge anknüpfen zu können. Die Messe richtet sich ausschließlich an Fachbesucher. Neben neuen Spieletiteln der großen Computerspielverlage stehen traditionell Neuigkeiten der große Konsolenhersteller Microsoft, Sony und Nintendo im Mittelpunkt. (dpa/tc)