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Microsoft meldet Rekordumsatz

23.01.2004
Microsoft hat im zweiten Quartal die Erwartungen übertroffen, auch wenn ein Aktienprogramm für Mitarbeiter den Gewinn schmälerte. Die Prognose des Konzerns fiel optimistisch aus.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Microsoft hat für sein Ende Dezember abgeschlossenes zweites Fiskalquartal einen Rekordumsatz ausgewiesen und bestätigt, dass Consumer und Unternehmen wieder Geld für Technik ausgeben. Der Nettogewinn ging indes um 17 Prozent zurück, weil die Mitarbeiter des Konzerns nicht mehr mit Aktienoptionen, sondern echten Anteilscheinen belohnt werden (Computerwoche.de berichtete).

Für den Berichtszeitraum meldet Microsoft einen Nettogewinn von 1,55 Milliarden Dollar oder 14 Cent pro Aktie. Eingerechnet sind Kosten von 2,17 Milliarden Dollar oder 20 Cent je Anteilschein für die Mitarbeiteraktien; davon 14 Cent für ein Sonderprogramm zum Umtausch älterer "Underwater"-Optionen. Ein Jahr zuvor hatte Microsoft einen Reingewinn von 1,87 Milliarden Dollar oder 17 Cent pro Aktie erzielt. Abzüglich der Sonderbelastung durch den Tausch der Optionen in Anteile ergibt sich aktuell ein Pro-forma-Gewinn von 34 Cent je Anteilschein, die von Thomson First Call befragten Analysten waren von lediglich 30 Cent pro Aktie ausgegangen.

Auch beim Quartalsumsatz von 10,15 Milliarden Dollar, ein Plus von 19 Prozent gegenüber den 8,54 Milliarden Dollar aus dem Vorjahresquartal, übertraf Microsoft die Erwartungen der Wall Street von 9,74 Milliarden Dollar. "Wir haben das Quartal gut in Form beendet", bilanzierte Finanzchef John Connors. "Unsere Umsetzung war gut, Rekordeinnahmen im ganzen Unternehmen, unterm Strich auch fast überall, und wir gehen mit der wohl besten Bilanz auf diesem Planeten ins Jahr 2004."

Allerdings zeigen die Zahlen, und zwar insbesondere der Rückgang bei den zurückgestellten Erträgen (oder bilanziertem Besitzeinkommen, "deferred revenue"), dass sich das Unternehmen wachsenden Herausforderungen gegenüber sieht beim Bemühen, in seinem ausreifenden Kerngeschäft mit PC-Software weiteres Wachstum zu erzielen. Die zurückgestellten Erträge gingen im Quartalsverlauf um 395 Millionen Dollar zurück; zuvor hatte das Unternehmen nur 250 bis 300 Millionen Dollar erwartet. Die Kennziffer sank zudem bereits im zweiten Quartal in Folge stärker als erwartet. Deferred Revenue erfasst zu erwartende Einnahmen aus bestimmten Lizenzprogrammen, die schrittweise bilanziert werden. Unter solchen Konditionen werden beispielsweise größere Menge von Windows- und Office-Lizenzen verkauft.

Der Rückgang zeigt, dass Microsoft derzeit keine neuen Langzeitverträge mit großen Unternehmenskunden abschließt. Sollte dieser Trend anhalten, könnte dies das langfristige Wachstum des Herstellers hemmen. Damit hat allerdings nicht nur Microsoft zu kämpfen - auch Anbieter wie Oracle oder SAP, deren Kunden in den 90er Jahren noch jedes Update willig mitmachten, stoßen zunehmend auf Widerstand.

Derzeit stelle der Rückgang in diesem Drittel der Microsoft-Einnahmen aber noch kein ernstes Problem dar, befindet Rick Sherlund von Goldman Sachs, weil "die anderen zwei Drittel des Geschäfts besser als erwartet laufen" und damit das Defizit ausbügelten. "Das sind sozusagen gemischte Nachrichten," befindet der Experte.

Zum Fixing an der Nasdaq hatte Microsofts Aktie gestern 29 Cent leichter bei 28,01 Dollar notiert. Im nachbörslichen Handel gab der Kurs laut Inet ATS nochmals auf 27,55 Dollar nach.

Die steigende Nachfrage nach PCs schob den Absatz von Windows XP an und verhalf der Client Division zu 3,06 Milliarden Dollar Umsatz, eine Steigerung von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In der Information Worker Group stieg der Umsatz im Jahresvergleich sogar von 2,3 Milliarden Dollar um 27 Prozent auf 2,9 Milliarden Dollar - alles andere wäre nach dem Launch von "Office 2003" aber auch eine Enttäuschung gewesen.

Unter anderem vom Geschäft mit kleinen und mittleren Unternehmen profitieren konnte Microsofts Server-Sparte. Diese legte im Jahresvergleich von 1,76 Milliarden Dollar Umsatz um 21 Prozent auf 2,13 Milliarden Dollar zu. Die Einnahmen des Bereichs gelten als entscheidend für künftiges Wachstum. "Unser Server-Geschäft wächst relativ schnell", kommentierte CFO Connors.

In der Home und Entertainment Division, die auch die Spielekonsole "Xbox" vermarktet, ging der Umsatz um fünf Prozent auf 1,27 Milliarden Dollar zurück. Der Absatz der Konsolen nach Stückzahlen sank um sechs Prozent, Microsoft liegt aber laut Senior Vice President Robbie Bach im Plan mit seinem Vorhaben, bis Ende Juni zwischen 14,5 und 16 Millionen Geräte verkauft zu haben. Zu Ende Dezember waren Bach zufolge 13,7 Millionen Xboxen abgesetzt.

Die Online-Sparte MSN legte dank gestiegener Werbeeinnahmen um 19 Prozent auf 546 Millionen Dollar Umsatz zu. Die Mobile Division, zuständig für die Betriebssystem in Pocket-PC-Handhelds und Mobiltelefonen, steigerte ihre Einnahmen von 38 auf 68 Millionen Dollar

Für das laufende Quartal stellt Microsoft 8,6 bis 8,7 Milliarden Dollar Umsatz in Aussicht und liegt damit über der Analystenerwartung von 8,5 Milliarden Dollar. Beim Gewinn avisieren die Redmonder 23 bis 23 Cent pro Aktie (Kosten von fünf Cent für das Mitarbeiter-Aktienprogramm inklusive) und liegen damit gleichfalls leicht über der Wall-Street-Prognose. Für das Ende Juni endende Fiskaljahr schließlich erwartet Microsoft 35,6 bis 35,9 Milliarden Dollar Umsatz. Der Profit soll 82 bis 83 Cent je Anteilschein betragen, 35 Cent Kosten für die Mitarbeiteraktien bereits eingerechnet. (tc)