Integrationsplattform erhält Prozess-Engine

Microsoft liefert Biztalk Server 2004 aus

12.03.2004
MÜNCHEN (CW) - Microsofts "Biztalk Server 2004" wurde in die Entwicklungsumgebung "Visual Studio .NET" eingebunden und verfügt nun über eine Business Process Engine zum Ausführen von anwendungsübergreifenden Geschäftsvorgängen.

Das aktuelle Release folgt auf den Biztalk Server 2002 und berücksichtigt nun neben seiner Funktion als Integrationsplattform für Applikationen auch stärker den Prozessaspekt. So enthält die Integrationslösung eine Business Process Engine. Mit ihr sollen sich Geschäftsvorgänge über unterschiedliche Applikationen hinweg steuern lassen. Die Komponente stützt sich auf die Spezifikation Business Process Execution Language (BPEL), die von Microsoft und IBM als Methode zum Formulieren von Geschäftsprozessen in Web-Services-Umgebungen entworfen wurde.

Die Engine empfängt XML-Nachrichten von einem Quellsystem, wendet hinterlegte Geschäftsregeln darauf an, wandelt gegebenenfalls Daten um, und leitet eine oder mehrere Botschaften an Zielsysteme weiter. Dies können zum Beispiel EDI-Anwendungen, ERP-Programme oder Datenbanken sein.

Eine weitere Neuerung betrifft die Benutzer-Schnittstelle: So wurde das Biztalk-Release mit der Entwicklungsumgebung "Visual Studio .NET" integriert. Auf diese Weise sind Anwendungsentwickler in der Lage, Programme zu schreiben, die auf Datenbanken und Applikationen zugreifen. Die notwendigen Schnittstellen bietet der Biztalk-Server über Web-Services-Standards, so dass sich Anwender nicht mit speziellen Interfaces herumärgern müssen, verspricht der Hersteller.

Geschäftsregeln festlegen

Geschäftsregeln definiert man in einem grafischen Werkzeug namens "Biztalk Orchestration Designer". Dieses Tool erlaubt es, in dem Modellierungsprogramm "Visio" erstellte Geschäftsprozesse einzulesen. Damit sollen fachlich beschriebene Abläufe in die Designebene des Biztalk-Systems überführt werden. Umgekehrt lassen sich im Orchestration Designer vorgenommene Änderungen am Prozess-Schema in die Visio-Ansicht zurückspielen.

Die Funktionen der Komponente "Business Activity Monitoring" informieren den Administrator während des Betriebs über einen Prozess-Status. Die Kommunikation zwischen angebundenen Systemen findet über Nachrichten statt. Die für den Nachrichtenaustausch erforderlichen Datentransformationen, etwa von EDI zu XML, legt der Benutzer im "Biztalk Mapper" fest.

Das Produkt erlaubt es zudem, über Office-Programme wie den Formular-Editor "Infopath" sowie die Tabellenkalkulation "Excel" Geschäftsdaten aus angebundenen Backend-Systemen auszulesen beziehungsweise Inhalte aus Dokumenten zu extrahieren und via Biztalk in Business-Software zu speichern. Die Verbindung zwischen Office und Biztalk realisierte Microsoft über Web-Services.

Konkurrenz für SAP

Der Biztalk Server konkurriert einerseits mit den Integrationsprodukten von IBM, Bea, Webmethods, Seebeyond und Tibco, aber auch mit SAPs "Exchange Infrastructure 3.0", die im Rahmen von "Netweaver 04" im Laufe dieses Jahres auf den Markt kommen soll. Auch SAP liefert in seinem Produkt eine auf BPEL aufsetzende Process Engine aus.

In Sachen Pricing hält sich Microsoft an das Konzept von Biztalk Server 2002. Die "Enterprise Edition" kostet pro CPU 25000 Dollar, die Standard Edition 7000 Dollar. Eine Partner Edition schlägt mit 1000, die Developer-Variante mit 750 Dollar zu Buche. Ab 1. April soll das Produkt verfügbar sein. Die Redmonder wollen den Mitbewerb unter anderem durch günstigere Lizenzkosten schlagen.

Abgerückt ist Microsoft von dem Plan einer Server-Suite (Codename: Jupiter), die Biztalk Server, Commerce Server und Content Management Server umfassen soll. Das Bundle hatte der Konzern im Juni vergangenen Jahres auf der Entwicklerkonferenz Teched vorgestellt. Offenbar hatten die Kunden aber kein Interesse an Jupiter. Mitbewerber IBM geht hier einen anderen Weg und vermarktet seine mit .NET konkurrierende J2EE-Infrastrukturplattform "Websphere" gemeinsam mit Integrationsfunktionen und Content-Management. (fn)

Abb: Integration und Prozesse

Bisher diente Biztalk als Integrationsplattform. Nun soll die Software auch Prozesse steuern. Quelle: Microsoft