Gates-Company übernimmt STNC

Microsoft landet Schlag gegen Symbian

30.07.1999
MÜNCHEN (CW) - Microsoft hat den britischen Symbian-Partner STNC geschluckt. Damit entzieht Microsoft dem Windows-CE-Konkurrenten eine wichtige Kerntechnologie, wird Symbian doch gezwungen, seine Browser-Technologie nur in Eigenregie weiterzuentwickeln.

STNC mit seinen 40 Angestellten soll in Microsofts Productivity Appliances Division integriert werden. Die Technologie des in Suffolk ansässigen Unternehmens werde in zukünftige Microsoft-Produkte für mobile Endgeräte einfließen, erklärt Phil Holden, Group Product Manager für Windows CE bei Microsoft. Konkret nennt der Manager den Microbrowser von Microsoft und das Betriebssystem Windows CE für Smartphones. Über die finanziellen Einzelheiten des Deals vereinbarten beide Seiten Stillschweigen.

Die Software von STNC erlaubt Anwendern mit mobilen Endgeräten wie Handies oder Handheld-PCs Zugriff auf firmeneigene Daten im Intranet, auf E-Mails und das Internet. Die Programme sind speziell auf mobile Endgeräte zugeschnitten, deren Kapazitäten in puncto Rechenleistung und Speicherplatz begrenzt sind. Allerdings gebe es noch keine konkreten Produkte auf dem Markt, die mit der STNC-Software ausgestattet sind, räumt Ran Mokady, Chief Executive Officer (CEO) von STNC, ein. Mokady soll den Posten des Direktors der Productivity Appliances Division bekommen.

Vor der Übernahme verband STNC eine enge Partnerschaft mit Symbian, der Allianz aus Psion, Nokia, Ericsson, Motorola und Panasonic. Symbian schickt sein Betriebssystem "Epoc 32" gegen Microsofts "Windows CE" ins Feld. Beide Systeme streiten um die Vorherrschaft im Markt für mobile Endgeräte.

Einer der Schlüsselfaktoren in diesem Markt ist die Anbindung der mobilen Devices an Intranets und das Internet. Hier setzte Symbian auf die Browser-Technologie von STNC. Mit der Übernahme entzieht Microsoft der Konkurrenz eine wichtige Kerntechnologie. Symbian wird dadurch gezwungen, seine Browser-Technologie in Eigenregie weiterzuentwickeln.

Geradezu zynisch wirkt in diesem Kontext die Einladung von Microsoft-Mann Holden an die STNC-Partner, an Bord zu kommen, um zukünftige Technologien in Lizenz zu nehmen.

Hans Stadler, Geschäftsführer von Psion in Deutschland, wiegelt jedoch ab. Der Deal zwischen Microsoft und STNC werde seiner Ansicht nach keinerlei negative Auswirkungen für Symbian haben. So bestünden eindeutige Verträge darüber, welche Lizenzrechte der Allianz an den STNC-Entwicklungen zustehen. Außerdem seien die Engländer nur zu etwa 30 Prozent an der Entwicklung des Symbian-Browsers beteiligt. Damit bestehe keine Gefahr, daß Microsoft der Symbian-Allianz Knüppel zwischen die Beine werfen könne, so Stadler.

Vielmehr zeige die Microsoft-Strategie, daß sich die Redmonder mehr an Standards orientieren. So basiere die STNC-Software auf dem von Symbian forcierten Wire- less Application Protocol (WAP), das sich bei der drahtlosen Datenübertragung in mobilen Devices als neuer Standard durchzusetzen scheint.