Microsoft kauft Suchmaschinen-Kunden

20.03.2007
Um den Rückstand gegenüber Google zu verkürzen, will Redmond jetzt Firmen für die Nutzung von Live Search belohnen.

Untersuchungen von Nielsen Netratings zufolge ging der Marktanteil von Microsofts Web-Suchmaschine von Anfang 2005 bis Mitte 2006 um zirka fünf Prozent auf unter zehn Prozent zurück. Google andererseits beantwortet in den USA mittlerweile jede zweite Suchanfrage im Web, in Europa liegt der Marktanteil des Branchenprimus noch deutlich höher.

Kampf der Toolbars

Der dominierende Internet Explorer bevorzugt per Voreinstellung die Web-Dienste von Microsoft. Durch Verträge mit PC-Herstellern gelang es Google jedoch, seine Toolbar auf neuen Rechnern zu platzieren und damit die Vorgabewerte des Microsoft-Browsers auf Googles eigene Web-Dienste umzubiegen. Microsoft kauft sich nun über Abkommen mit Hardwarefirmen die gewohnten Einstellungen zurück. Zuletzt stachen die Redmonder in einem Deal mit der chinesischen Firma Lenovo, die nach dem Kauf von IBMs Hardwaresparte zum weltweit drittgrößten PC-Anbieter aufgestiegen ist, den Erzrivalen Google aus. Der fernöstlichen Anbieter liefert nun alle seine Rechner mit der vorinstallierten "Live Toolbar" aus.

Microsoft spielt nun seine enormen finanziellen Möglichkeiten aus, um sich in den Suchmarkt einzukaufen. So möchte der Softwaregigant große Firmen zum Umstieg auf "Live Search" bewegen, indem er sie für die Nutzung der Suchmaschine finanziell belohnt. Ein Programm mit der Bezeichnung "Microsoft Service Credits for Web Search" soll Anwender mit Software und Services aus Redmond im Wert von zwei bis zehn Dollar pro Jahr und Arbeitsplatz honorieren. Bei der Anmeldung gibt es zudem eine einmalige Gutschrift von 25 Dollar pro PC. Teilnehmer dieser Aktion müssen eine Browser-Erweiterung installieren, mit der sich die Nutzung von Microsofts Suchmaschine messen lässt. Auf dieser Grundlage errechnet sich die Prämie für das Unternehmen.

Microsoft wirbt in einer Beispielkalkulation damit, dass eine Firma mit 10000 angemeldeten PCs und hoher Nutzungsrate rund 120000 Dollar jährlich gutgeschrieben erhält. In einer Anleitung schlagen die Redmonder interessierten Unternehmen auch Maßnahmen vor, wie sie dieses Programm intern umsetzen können. Dazu zählt etwa, dass sie Toolbars von Konkurrenten wie Google und Yahoo von den Arbeitsplatzrechnern entfernen.

Abwehr von Firefox

Microsoft behauptet, das Prämienprogramm diene dazu, mit Hilfe des Feedbacks aus den Firmen die eigene Enterprise-Suche zu verbessern. Wenn es dem Softwareriesen gelingt, mit seiner wirtschaftlichen Macht zahlreiche Firmennutzer zu gewinnen, dann darf er hoffen, dass diese Anwender auch privat bei Live Search bleiben. Außerdem verlangen die Service Credits for Web Search den Einsatz des Internet Explorer 7. Auf diese Weise könnte Microsoft nebenbei auch den Vormarsch des freien Firefox-Browsers bremsen. (ws)