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Sabotage kann somit nicht nachgewiesen werden

Microsoft kann den Quellcode von Windows nicht mehr finden

28.08.1998
Von md 
Sabotage kann somit nicht nachgewiesen werden

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Microsoft hat dummerweise Teile des Quellcodes von Windows verlegt. Gerade die Teile des Programms, die belegen könnten, daß der Softwareriese den amerikanischen Linux-Distributor Caldera und das sich nun in seinem Besitz befindliche Betriebssystem DR DOS sabotiert hatte, sind verschwunden. Diese Auskunft wurde zumindest dem Caldera-Chef Bryan Sparks erteilt.

Ende vergangenen Monats hatte ein Gericht Microsoft dazu verurteilt, den Code von MS DOS und Windows 95 an Caldera auszuhändigen. Wie gestern ausführlich berichtet, soll Microsofts Vice-President David Cole und andere Topmanager des Unternehmens unlautere Maßnahmen gegen das ehemals konkurrierende Betriebssystem „DR DOS" von Digital Research ergriffen haben. Dies wird in gesammelten E-Mails in dem Buch von Wendy Rohm: „The Microsoft File: The Secret Case Against Bill Gates" dokumentiert.

Caldera will nun eine formale Beschwerde beim Gericht einlegen. Microsoft hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Den Quellcode von Windows wird Microsoft auch Bundesrichter Thomas Jackson vorlegen müssen. Er leitet das Verfahrens wegen angeblich wettbewerbswidrigen Verhaltens des Quasi-Monopolisten, das das amerikanische Justizministerium und 20 Bundesstaatsanwälte eingeleitet haben. Sie halten dem Unternehmen vor, seine marktbeherrschende Stellung bei Betriebssystemen auszunutzen, um den Browser-Markt zu besetzen und konkurrierende Anbieter aus dem Markt zu drängen.

Der Bundesrichter hatte vergangene Woche die Verschiebung der Hauptverhandlung gegen Microsoft um 14 Tage verkündet. Am ursprünglich vorgesehenen ersten Prozeßtag, dem 8. September, erhält der Softwareriese noch einmal die Gelegenheit, seine Argumente gegen den Prozeß vorzutragen. Sollten diese das Gericht nicht umstimmen, beginnt die Verhandlung am 23. September.