Microsoft gibt Kartellbehörden nach

17.10.2006
Nach langem Zögern hat Microsoft eigenen Angaben zufolge die von Kartellbehörden in der EU und Südkorea geforderten Änderungen am neuen Windows-Betriebssystem Vista vorgenommen.

Vor allem EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes hatte den Softwarekonzern wiederholt ermahnt, die Bedenken der Behörden auszuräumen. Microsoft hielt mit einer Marketing- und PR-Kampagne dagegen, in der es unter anderem vor einer verzögerten Auslieferung von Windows Vista warnte, die Arbeitsplätze in der europäischen IT-Industrie gefährden könne. Ein anderes Argument lautete, die EU-Kommission habe unklare Angaben darüber gemacht, welche Änderungen sie erwarte.

Vor diesem Hintergrund überraschte die Ankündigung von Konzernchef Steve Ballmer, Microsoft habe alle notwendigen Änderungen an Windows Vista vorgenommen, um die EU-Auflagen zu erfüllen. Gleiches gelte für Bedenken der südkoreanischen Kartellbehörde Fair Trade Commission. Entgegen früherer Warnungen erklärte der CEO, das Betriebssystem werde wie geplant Anfang Januar für Privatkunden verfügbar sein. Die Auslieferung an große IT-Hersteller soll bereits im November beginnen.

Die Kritik der EU-Kartellwächter bezog sich zuletzt noch auf drei Punkte. Dazu gehörte Microsofts Plan, die eigene Suchmaschine eng mit dem Betriebssystem zu koppeln, ferner die Benachteiligung konkurrierender Sicherheits-Software in Windows Vista sowie die Verwendung des hauseigenen Dokumentenformats "XML Paper Specification". Letzteres konkurriert mit dem allgemein akzeptierten PDF-Standard von Adobe Systems.

In allen drei Punkten machte Microsoft offenbar Zugeständnisse. So sollen Windows-Benutzer die von ihnen bevorzugte Suchmaschine wählen und als Default-Werkzeug einrichten können. Security-Software von Konkurrenten wie Symantec oder McAfee erlaubt der Hersteller nun uneingeschränkten Zugriff auf das Betriebssystem. Microsoft veröffentlichte APIs, die ein reibungsloses Zusammenspiel zwischen dem in Vista integrierten "Security Center" und fremder Sicherheitssoftware ermöglichen sollen. Das umstrittene Dokumentenformat will der Konzern von einer unabhängigen Standardisierungsorganisation prüfen lassen. (wh)