Microsoft gewinnt Vodafone für Handy-Software

07.11.2006
Der britische Mobilfunkkonzern will seine Handy-Software standardisieren. Neben Symbian/Series 60 und Linux ist auch Microsoft mit von der Partie.

Vodafone will in den kommenden fünf Jahren die Zahl der Softwareplattformen auf seinen Endgeräten von derzeit 20 auf drei eindampfen. Der Konzern will damit seine Entwicklungskosten senken und die Stabilität der Handysoftware erhöhen. Anders als in der Computerwelt gibt es auf Mobiltelefonen gegenwärtig eine Vielzahl unterschiedlicher Betriebssysteme. Das macht es für Handybauer, Netzbetreiber und Inhalteanbieter teuer, Software zu entwickeln und Inhalte auf Mobiltelefone zu bringen – aufgrund der fehlenden Standardisierung müssen Anwendungen wie E-Mail, Spiele oder Instant Messaging in diversen Sprachen geschrieben werden, damit sie auf unterschiedlichen Endgeräten laufen.

Die Ovum-Analystin Jessica Figueras geht deswegen davon aus, dass Vodafone mit seiner Entscheidung logistische Probleme überwinden und große Einsparungen erzielen kann. „Vodafone versucht, seine eigene Marke vor die der Handyhersteller zu stellen. Dazu müssen sie Services anbieten und selbst Softwareentwickler werden“, sagt die Expertin. „Aber wenn sie Anwendungen für Verbraucher auf 20 verschiedenen Plattformen bereitstellen, bringt das massive Kostenprobleme und Komplexität.“

Ein erstes Vodafone-Handy mit Microsoft-Betriebssystem soll in der ersten Hälfte kommenden Jahres erscheinen. Gebaut wird es vom südkoreanischen Hersteller Samsung.

Im Oktober hatte Vodafone angekündigt, es werde einen Großteil seiner Anwendungsentwicklung und -wartung an IBM und EDS auslagern, um die Kosten in diesem Bereich in den kommenden drei bis fünf Jahren um 25 bis 30 Prozent zu senken. Im zuletzt abgeschlossenen Geschäftsjahr hatte Vodafone hierfür 560 Millionen britische Pfund (umgerechnet gut eine Milliarde Dollar) ausgegeben.

Von den drei Plattformen, für die sich Vodafone entschieden hat, ist der von Nokia entwickelte Symbian-Aufsatz „Series 60“ am populärsten – nicht zuletzt, weil der finnische Weltmarktführer ihn in praktisch all seinen Highend-Telefonen einsetzt. Von den im dritten Quartal in EMEA (Europa, Nahost und Afrika) ausgelieferten 7,3 Millionen Smartphones liefen nach Zählung der Marktforscher von Canalys 79 Prozent mit Series 60. Microsofts Windows Mobile fand sich auf immerhin 17 Prozent dieser Gerätegattung.

So genannte Smartphones sind die teuersten Handys. Die meisten der für dieses Jahr erwarteten 970 Millionen verkaufter Mobiltelefone werden daher nicht „smart“ sein – der Markt wächst vor allem in Schwellenländern, wo preisgünstige Geräte gefragt sind. Nokia bedient diese mit seiner „Series 40“. Die findet sich aber nicht auf Vodafones Liste; für günstigere Endgeräte setzen die Briten auf Linux.

Pieter Knook, Senior Vice President of Mobile and Embedded Devices bei Microsoft, hofft, dass die Software seines Arbeitgebers für Nokias Konkurrenten das System der Wahl wird. Die Wettbewerber würde es sich zweimal überlegen, bevor sie die Plattform ihres größten Rivalen nutzten.

Nokia selbst wollte zur Zukunft seiner Series 40 keine näheren Angaben machen. Generell begrüße man aber Vodafones Standardisierungsbemühungen, erklärte der finnische Konzern. (tc)