Drittanbieter müssen Lücken schließen

Microsoft gesteht Probleme mit der Stabilität von NT

21.11.1997

Mit dem Bekenntnis trat Bay die Flucht nach vorne an. Seine Äußerung, daß Windows NT voraussichtlich ab dem Jahr 2000 auch 64-Bit-Processing unterstützen werde, führte im Publikum zu der Annahme, Microsoft wolle in den kommenden Jahren lediglich an der Performance-Schraube des Betriebssystems drehen. Der Manager beeilte sich hinzuzufügen, daß in den Entwicklungsabteilungen auch an der Stabilität des Systems gearbeitet werde, hier gebe es aber noch viel zu tun.

Bays Offenheit in bezug auf NT-Schwächen wurde von den Teilnehmern der Veranstaltung honoriert: Man habe das Gefühl, in Redmond werde inzwischen die Bedeutung eines stabilen Betriebssystems für den geschäftskritischen Bereich ernst genommen, hieß es im Publikum. Gleichwohl stellten sich einige Anwender die Frage, warum NT mit derart viel Kinderkrankheiten gestartet wurde und wie sich dieser Umstand mit dem von Microsoft propagierten Ziel der reduzierten "Total Cost of Ownership" vertrage.

Hier vertraut Gates auf die zahlreichen Partnerschaften seines Konzerns, mittlerweile rund 150, sowie auf unabhängige Softwarehäuser. Denn wie schon beim Desktop, wo Drittanbieter die Mängel von Windows 95 ausglichen, kommen jetzt die Systemlösungen für NT. So hat die US-Firma Teubner & Associates Inc. (teuber.com) mit "Corridor 4.0" die erste NT-Version ihrer Web-to-Host-Software angekündigt. Das Upgrade nutzt Microsofts "SNA Server", um Web-Browser mit 3270-Applikationen zu verbinden. Auf die von Microsoft mit den Codenamen Cedar, Thor und Cakewalk bezeichneten Connectivity-Techniken soll das Produkt vorbereitet sein.

Ein anderes Programm kommt mit "Autopilot Performance/Scalability Accelerator" von MCSB Technology (mcsb.com). Dabei handelt es sich um ein Modulset, das auf Kernel-Ebene in Windows NT eingeklinkt wird und die Überwachung von Systemdiensten bis auf Thread-Ebene erlauben soll. Die Erfahrung habe gezeigt, so der Hersteller, daß Anwender ihre Unix-Boxen gegen NT-Rechner austauschen, dann aber geneigt sind, zu viele Clients an den Server zu hängen. Für solche Fälle sei der Autopilot eine Art Frühwarnsystem.