Dort wollen beide Partner neue Chancen für den Consumer- und mobilen Markt ausloten. Geforscht werden soll in Bereich wie Smartphones, ultraportable PCs sowie Anwendungen für digitale Medien und Internet. Beide Unternehmen beteiligen sich zur Hälfte an dem Multi-Millionen-Dollar-Venture, das auf Lenovos Firmencampus angesiedelt wird. Die Chinesen hatten vor zwei Jahren das PC-Geschäft der IBM aufgekauft, die sich aus dem margenarmen Business verabschieden wollte.

Microsoft folgt damit einem allgemeinen Trend: Multinationale Unternehmen gehen zunehmend dazu über, auch höherwertige Tätigkeiten wie Forschung und Design in China zu erledigen, nachdem sie das Riesenreich über Jahre vor allem als Fertigungszentrum betrachtet hatten. Die Redmonder teilen sich mit Lenovo das geistige Eigentum an den gemeinsam entwickelten Projekten. Microsoft betreibt in diesem Fall übrigens erstmals ein Forschungszentrum zusammen mit einer anderen Firma. Es hofft darauf, von Lenovos dominierender Marktposition (der Hersteller bedient 35 Prozent des heimischen Markts) zu profitieren.

Microsoft schlägt damit in China auch einen zunehmend partnerschaftlichen Kurs ein, um den dortigen Markt zu erobern - anders als etwa die US-Regierung, die mit Peking eher im Clinch liegt und in der vergangenen Woche eine Beschwerde gegen China bei der Welthandelsorganisation WTO wegen Piraterie- und Copyright-Problemen angekündigt hatte. Microsoft seinerseits bemüht sich um engere Bande mit der chinesischen Regierung und örtlichen Softwarefirmen, um für den chinesischen Markt maßgeschneiderte Produkte anzubieten. Bill Gates weilt seit heute für vier Tage im "Reich der Mitte", um mit allerlei Keynotes und Auftritten vor Wirtschaftsführern und an Universitäten die Beziehungen zwischen der von ihm gegründeten Firma, der chinesischen Regierung und den Unternehmen im Lande zu verbessern. (tc)