Gates-Company ändert Verteidigungsstrategie

Microsoft fordert Anhörung im EU-Kartellverfahren

10.10.2003
MÜNCHEN (CW) - Im laufenden EU-Kartellverfahren hat Microsoft seine Taktik geändert. Entgegen früheren Ankündigungen fordert der Softwarekonzern nun eine mündliche Anhörung, um die Argumente der Verteidigung einem breiteren Publikum vorzutragen.

Bisher lehnte die Gates-Company eine Anhörung stets ab und äußerte sich stattdessen schriftlich. Prozessbeobachter werten den Sinneswandel als taktischen Schachzug. Zwar sei auch eine Anhörung nicht öffentlich. Microsoft könne seine Position in diesem Rahmen aber zusätzlich Kartellrechtsexperten aus verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten vermitteln und seine Chancen für ein Berufungsverfahren erhöhen.

Die EU hat den Druck auf Microsoft zuletzt erhöht. Im August forderte Wettbewerbskommissar Mario Monti den Konzern ultimativ auf, zu den Vorwürfen der Kläger Stellung zu nehmen und darzulegen, wie Wettbewerbsverstöße künftig vermieden werden sollen. Die Frist lief Ende September ab. Eigenen Angaben zufolge hat die Behörde eindeutige Beweise dafür, dass Microsoft seine dominierende Marktstellung im PC-Sektor missbraucht hat und dies auch weiterhin tut. Mit rechtswidrigen Methoden weite der Hersteller "seine überwältigende beherrschende Stellung im Bereich der PCs" auf andere Teilmärkte aus, argumentiert die Kommission.

Neben harten Auflagen für die Geschäftstätigkeit droht Microsoft im Fall einer Verurteilung ein Strafgeld von bis zu drei Milliarden Euro. (wh)