Angriff auf Business-Intelligence-Anbieter

Microsoft entwickelt Reporting-Tools für SQL Server

21.02.2003
MÜNCHEN (CW) - Mit der bloßen Ankündigung einer Reporting-Engine für die kommende Datenbank "Yukon" beunruhigt Microsoft die Business-Intelligence-Branche. Im Gegensatz zu Spezialisten wie Cognos oder Microstrategy liefert Microsoft jedoch keine Berichtsapplikationen, sondern Infrastruktur zum Erstellen solcher Programme.

Microsoft will irgendwann im zweiten Quartal dieses Jahres eine Betaversion der "SQL Server Reporting Services" auf den Markt bringen. Die Reporting Services sind in erster Linie für Entwickler sowie Softwarehäuser gedacht, doch auch Endbenutzer sollen in der Lage sein, Berichte zu erstellen. Die Funktionen sollen im nächsten Release der Datenbanksoftware (Codename "Yukon") integriert sein.

Ebenso unklar wie das endgültige Verfügbarkeitsdatum ist der genaue Funktionsumfang der Lösung. Das Server-basierende Berichtswerkzeug wird laut Hersteller verschiedene Ausgabeformate unterstützen, doch verweist der Konzern nur auf den eigenen Web-Browser sowie Microsoft Office. Zudem sei die Software befähigt, aus unterschiedlichen Quellen Daten zu verarbeiten, wobei auch hier nur die altbekannten Schnittstellen OLE DB und ODBC aufgeführt werden. Programmierer sollen in der Lage sein, über Web-Services-Interfaces auf die Reporting Services zuzugreifen und mittels des Entwicklungswerkzeugs "Visual Studio .NET" eigene Berichtssoftware zu schreiben beziehungsweise Importfunktionen für weitere Datenquellen und Ausgabeformate zu erstellen.

Aufregung an der Börse

Schon die wenigen Informationen über Microsofts Reporting-Aktivitäten reichten aus, um die Aktienkurse von Konkurrenten im Business-Intelligence-(BI-)Umfeld, wie etwa Microstrategy, Cognos sowie Business Objects, vorübergehend purzeln zu lassen. Dies liegt allerdings weniger an der zu erwartenden Funktionsvielfalt der Microsoft-Lösung: Nach Ansicht des Marktforschungsunternehmens AMR Research werden die Reporting Services der Gates-Company nicht über interaktive Analysefunktionen verfügen, wie sie viele BI-Spezialisten bieten können. "Allerdings", so der AMR-Analyst John Hagerty, "dürften sich einige Anwender dazu verleiten lassen, auf Microsofts Produktfreigabe zu warten, statt sich für eine Analysesoftware von einem anderen Anbieter zu entscheiden." Der BI-Hersteller Cognos wendet ein, dass sich vor allem große Firmen Reporting-Systeme wünschten, die unterschiedliche Datenbanken und Betriebssystem-Plattformen unterstützen. Ferner wollten diese Anwender eine komplette Reporting-Lösung statt nur eine Infrastruktur zum Entwickeln von Berichtsanwendungen.

Mit den Reporting Services stößt Microsoft den bisherigen Kooperationspartner Crystal De-cisions vor den Kopf, dessen Software zum Teil ähnliche Funktionen zur Verfügung stellt. Die Redmonder machen daraus keinen Hehl, bekunden aber weiterhin Interesse an der Zusammenarbeit mit Herstellern wie Crystal. Dennoch dürfte so mancher SQL-Server-Anwender auf den Kauf zusätzlicher Software solcher Partner verzichten, wenn er die Reporting Services im Bundle mit der Datenbank erworben hat. (fn)