Microsoft darf DRM-Technik kaufen

22.03.2005
Die EU-Kommission billigt die Übernahme des Spezialisten Contentguard.

Microsoft darf das auf Digital- Rights-Management (DRM) spezialisierte Unternehmen Contentguard übernehmen. Das teilte die EU-Kommission mit. Somit ist der Weg für Microsoft und die Mitinvestoren Time Warner und Thomson frei, die Firma zu je einem Drittel aufzukaufen.

Ursprünglich waren der amerikanische Medienkonzern Time Warner, zu dem auch AOL gehört, und Microsoft im April 2004 angetreten, Contentguard zu kaufen. Die EU-Kommission hatte aber im vergangenen September angekündigt, den Deal dahingehend zu prüfen, ob Microsoft durch diesen Schritt eine marktbeherrschende Stellung im DRM-Geschäft einnehmen könne. Der Softwarekonzern bietet mit der Plattform "Windows Media DRM 10" bereits Produkte an, die Contentguard-Technik enthalten.

Kartellwächter haben keine Bedenken

Im November 2004 zogen Microsoft und Time Warner den französischen Unterhaltungselektronik-Hersteller Thomson als dritten Investor hinzu und brachten das Geschäft unlängst unter Dach und Fach. Nun entschieden die europäischen Kartellwächter, dass unter den drei beteiligten Unternehmen keines die vollständige Kontrolle über die DRM-Technik erlangen könne, und erteilten die Genehmigung. Thomson hat zudem die Contentguard-Technik in Lizenz genommen. Der Konzern vermarktet nicht nur elektronische Geräte wie Fernseher, Settop-Boxen sowie DVD- und MP3-Player, sondern auch digitale Inhalte, und zwar sowohl auf CD/ DVD als auch über das Internet.

Contentguard ist ein im Jahr 2000 gegründetes Spinoff von Xerox, in das Microsoft schon zu dessen Gründung investiert hatte. Zu den Produkten gehören DRM-Funktionen, mit denen Musik, Videos und andere digitale Inhalte vor unerlaubtem Kopieren geschützt werden können. Auf Grundlage des XML-basierenden ISO-Standards MPEG-21 Rights Expression Language (REL) lässt sich der Content-Zugriff steuern. Ein Contentguard-Kunde ist der Sony-Konzern, und das, obwohl die Japaner gemeinsam mit Philips im Jahr 2002 den DRM-Anbieter Intertrust geschluckt hatten.

Microsoft hatte mit Intertrust einen Patentrechtsstreit ausgefochten, der mit einem Lizenzvertrag zwischen beiden Firmen endete.

Nach Ansicht von Bill Rosenblatt, DRM-Analyst und Autor von DRM Watch (http://www. drmwatch.com/), hat der Deal Auswirkungen auf die IT- und Unterhaltungsindustrie, da nun drei große Player patentierte Kerntechniken für das Digital-Rights- Management erworben haben. "Die Frage ist, ob es den neuen Eigentümern der Contentguard-Patente gelingt, Lizenzgebühren von anderen DRM-Anbietern einzufordern", so Rosenblatt gegenüber der computerwoche. Contentguard habe sich schon 2002 aus dem Geschäft mit DRM-Software verabschiedet. Mittlerweile versuche das Unternehmen, mit DRM-Lizenzen Geld zu machen, etwa mit europäischen Mobilfunkfirmen wie Vodafone, die für ihre Dienste den Standard "Open Mobile Alliance (OMA) DRM" implementieren. Patentprozesse schließt der Analyst nicht aus. Vodafone hatte vergangenes Jahr die auf dieser Spezifikation aufsetzende DRM-Lösung des Content-Management-Anbieters Coremedia aus Hamburg eingeführt, um "Live"-Premium-Inhalte für UMTS-Kunden zu schützen. (fn)