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Microsoft: Bristol will sich nur bereichern

14.07.1999

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) – In dem seit sechs Wochen laufenden Kartellverfahren der kleinen Softwareschmiede Bristol Technology Inc. gegen Microsoft hielten die Anwälte beider Firmen gestern ihre Schlußplädoyers. Bristol-Vertreter Patrick Lynch resümierte die Vorwürfe gegen den Softwaregiganten mit den Worten, daß dieser sich unfair verhalten habe, als er 1997 nicht nur den Preis für die Windows-Quellcode-Lizenzen drastisch anhob, sondern seine Nutzung durch Bristol drastisch einschränkte. Bristol sei daraufhin nicht mehr in der Lage gewesen, seine Middleware "Wind/U", die Programmierern Cross-Platform-Entwicklung für Windows und Unix erleichtern soll, zu angemessenen Preisen zu verkaufen.

Gegenanwalt David Tulchin bemerkte zu den höheren Lizenzpreisen, daß die Preise angemessen gewesen seien und der Bristol-Konkurrent Mainsoft Inc. diese schließlich auch akzeptiert habe. Ferner beschuldigte Tulchin Bristol, sich mit dieser Antitrust-Klage systematisch bereichern zu wollen und an einer Kompromißlösung kein Interesse zu haben. Die Verhandlungen zwischen beiden Unternehmen seien schon vor dem Gerichtsverfahren gescheitert, da Bristol nur das schnelle Geld im Kopf gehabt habe. Wörtlich sagte er: "Sie wollten ein Verfahren, weil sie mit ihrem Geschäftsplan ´Laßt uns Microsoft auf Geld verklagen´ reich werden wollten. Sie sagten, statt selbst zu arbeiten [...] laßt uns lieber eine Jury finden, die uns 263 Millionen Dollar gibt [...]."

Heute wird die Bezirksrichterin Janet Hall ihren hundertseitigen Schlußbericht an die neunköpfige Jury übergeben, die sich daraufhin zur Urteilsfindung zurückziehen werden. Eine Entscheidung wird bereits innerhalb der nächsten zwei Wochen erwartet.