Business-Software

Microsoft bringt Navision-Nachfolger Dynamics NAV 2009

19.11.2008
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

ERP-Release für Neukunden

Microsoft erwartet erstaunlicherweise nicht, dass in nächster Zeit Bestandskunden in großer Zahl auf die aktuelle Version umsteigen werden. "Dieses Release ist in erster Linie für Neukunden gedacht", so Klaus Holse Anderson, weltweiter Vertriebschef für Microsoft Dynamics. Ein Grund dafür ist, dass NAV 2009 gegenüber NAV 5.0 keine neuen Funktionen bietet, sondern damit die neue Architektur und der neue Client ausgeliefert werden. Erst mit dem nächsten NAV-Release, mit dem innerhalb der nächsten 24 bis 36 Monate zu rechnen ist, wird es erweiterte Funktionen geben. Geplant sind dabei eine engere Integration von "Sharepoint". Vor allem Firmen, die bereits auf dem Release 5.0 arbeiten, dürften somit wenig Veranlassung haben, auf die Version 2009 zu wechseln. Es sei denn, sie legen auf die neue Technikarchitektur sowie das Client-Konzept Wert.

Kein ERP in the Cloud geplant

In Zukunft sollen Anwender von Microsofts ERP-Software auch in der Lage sein, Software-Services aus dem Internet zu verwenden (Software plus Service). Hierbei wird Microsofts unlängst präsentierte Cloud-Computing-Plattform Windows Azure. Dazu zählen Dienste, die Microsoft sowie Partner des Unternehmens anbieten. Denkbar wären Services für das Transport-Management, die der Anwender über Web-Services an seine ERP-Umgebung einbindet. Bis dato hat Microsoft jedoch keine Pläne, über Azure ERP-Funktionen zur Miete anzubieten. Software-as-a-Service-Ambitionen verfolgt der Konzern derzeit nur im Segment CRM.
Neben neuer Technik will Microsoft aber auch in die Produktivität der Partner investieren. Diese sollen neben Vertriebsmethoden lernen, wie sie ERP-Lösungen beim Kunden besser aufsetzen und dafür Support leisten können. Microsoft verkauft seine Business-Software ausschließlich über Partner. Vor allem kleinere Partner tun sich schwer, Firmen bei internationalen Projekten zu unterstützen.

Dynamics NAV 2009 in Kürze

Architektur

Ablösung der veralteten Zwei-Schicht-Architektur mit "fettem" Client zugunsten einer Drei-Schicht-Umgebung mit neuem .NET-Applikations-Server. Voraussetzung dafür ist der SQL Server. Die native Datenbank C/Side wird jedoch noch unterstützt.

Role Tailored Client

Anwender erhalten je nach Rolle und Aufgabe im Unternehmen eine Startseite, die nur die erforderlichen Funktionen und Inhalte bereithält. Den alten Navision-Client gibt es weiterhin.

Berichtswesen

Über den Client erhalten Nutzer vorgefertigte, auf ihre Rolle zugeschnittene Berichte. Zudem lassen sich eigene Reports viel leichter als bisher erzeugen.

Web-Services

Jede Tabelle und Code Box kann als Web-Service beschrieben und so anderen Programmen bereitgestellt werden. Dies soll die Anwendungsintegration sowie die Kopplung von Internet-Diensten vereinfachen.

Partnerlösungen

Microsoft-Partner müssen ihre auf Navision aufsetzenden Programme umwandeln und Benutzerrollen anlegen, die zu den jeweiligen branchenspezifischen Lösungen passen. Bei der Programmumstellung sind unter anderem alle Formulare ("Forms") von Navision sind in "Pages" von Dynamics NAV 2009 in zu überführen. Forms beinhalten Benutzerdialoge und Darstellungen von Geschäftsinformationen; Pages sind das Pendant zu den Forms unter der neuen Oberflächen. Transformationswerkzeuge konvertieren zwar Forms in Pages. Die Tools versagen indes, wenn Partner in die Forms Code-Zeilen hinterlegt haben, was nicht selten der Fall ist. Solche Anweisungen müssen Entwickler manuell aus den Forms entfernen und in dafür vorgesehenen Containern ("Codeunits") speichern (siehe auch "Spagat zwischen altem Navision und Dynamics").

Was bringt der Umstieg?

Wer bereits NAV 5.0 einsetzt, erhält keine zusätzlichen Funktionen, sondern eine neue Technikplattform und das modernere Frontend. Pilotkunden berichten aber, dass Anwender die Benutzeroberfläche akzeptieren, sich besser zurechtfinden und die neuen Reporting-Möglichkeiten schätzen. Wer neue ERP-Funktionen erwartet, muss mindestens noch zwei Jahre auf die Folgeversion warten.