Kolumne

Microsoft braucht eine Service-Strategie

30.01.2007

Am Dienstag dieser Woche startete Microsoft-Gründer Bill Gates mit großem Trara den Verkauf von Windows Vista für Endkunden in New York. Aber irgendwie hat die Welt nicht auf dieses Ereignis gewartet. Business as usual also? Für die Anwender höchstwahrscheinlich, für Microsoft hängt viel von dem Windows-XP-Nachfolger ab.

Zusammen mit dem ebenfalls diese Woche zum Verkauf freigegebenen Office 2007 erzielt das Unternehmen mit dem PC-Betriebssystem über die Hälfte seines Umsatzes und liefert einen Großteil der Gewinne. Die Chancen für das neue OS schätzt Microsoft offenbar so gut ein, dass es die Wachstumsprognose für die Sparte Client von zehn auf zwölf Prozent angehoben hat.

Da die Software auf den meisten PCs vorinstalliert wird, Anwender sich also bewusst gegen Vista entscheiden müssten, dürfte Microsoft die Kalkulation der Zuwächse nicht schwerfallen. Allerdings wird das Betriebssystem die Rechner nicht im Sturm erobern. Das Betriebssystem wird in der Regel mit dem Kauf eines neuen PCs ausgetauscht. Analysten rechnen deshalb damit, dass Vista erst 2009 marktbeherrschend sein wird.

In Unternehmen könnte das sogar noch länger dauern. Zum einen halten IT-Chefs mitunter über den Lebenszyklus von PCs hinaus an einer Betriebssystem-Generation fest, weil der Rollout eines neuen OS eventuell andere Systeme in Frage stellt und der Funktionszuwachs bei Vista gegenüber Windows XP nicht unbedingt einen schnellen Umstieg rechtfertigt.

Zum anderen existiert mit Linux auf dem Desktop inzwischen eine Alternative. Sie ist zwar noch nicht in allen Belangen so reif wie Windows, aber in bestimmten Anwendungsbereichen durchaus eine Evaluation wert.

Während also Unternehmens- und Privatkunden gelassen abwarten können, hängt Microsofts Zukunft zum großen Teil davon ab, wie schnell die Klientel umsteigt. Zumal auch der Druck auf das Office-Geschäft zunimmt. Wenn weitergeht, was Google mit Alternativen zu Outlook, Word und Excel begonnen hat, dann sehen auch Unternehmenskunden bald nicht mehr ein, etwas teuer zu bezahlen, das sie von Microsoft-Konkurrenten preiswerter oder dank des werbefinanzierten Google-Geschäftsmodells sogar kostenlos bekommen.

Auch das Microsoft-Management weiß natürlich, dass der Erfolg des Unternehmens aus der Beherrschung der PC-Plattform resultiert. Diese Dominanz wird sich aber nicht ewig aufrechterhalten lassen. Deshalb versucht Microsoft-Chef Steve Ballmer das Unternehmen Richtung Services zu drängen. Doch bis auf das zarte Pflänzchen Windows live hat er im Segment Software as a Service noch nicht viel zu bieten. Dabei ist es höchste Zeit.

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