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Wohin die Reise geht

Microsoft-Aktionäre profitieren von geplatztem Yahoo-Deal

05.05.2008
Von pte pte
Nach dem gescheiterten Übernahmeversuch von Yahoo durch Microsoft loten beide Unternehmen ihre weiteren Optionen aus.

Yahoo hatte das Angebot, das im Zuge der Verhandlungen Ende letzter Woche von 31 auf bis zu 33 Dollar je Aktie erhöht worden war, ausgeschlagen und verlangte einen Preis von 37 Dollar pro Aktie. "Als Yahoo-Aktionär hätte man über das Angebot froh sein können", meint Erste-Bank-Analyst Hans Engel im Gespräch mit pressetext. Im Gegensatz dazu wäre ein Zustandekommen des Deals schlecht für Microsoft-Aktionäre gewesen, da der gebotene Preis "sehr teuer" gewesen wäre. "Für Microsoft ist die Geschichte erledigt. Yahoo muss wieder seinen Weg gehen", so der Experte.

Beide Konzerne sind dennoch weiterhin auf der Suche nach Alternativen, um ihre Marktstellung im Internet auszubauen. Microsoft-Chef Steve Ballmer zeigt sich von Yahoo enttäuscht. Branchenkennern zufolge sei der Softwaregigant daran interessiert, am Web-2.0-Markt mit sozialen Netzwerken à la YouTube, Facebook oder MySpace mitzumischen. Solche Angebote sind bislang nicht im Microsoft-Portfolio zu finden. "Der Konzern stößt an die Grenzen der eigenen Wachstumsmöglichkeiten und versucht, die Kunden mit internetbasierten Office-Anwendungen zu binden", erklärt Engel. Fraglich bleibt, ob dies das Maß aller Dinge ist und Microsoft im Internet in eine stärkere Position manövrieren kann.

Clayton Moran, Analyst bei der Stanford Group, und Branchenexperten prognostizieren der Yahoo-Aktie nun Kursverluste von bis zu 30 Prozent. Das Scheitern der Verhandlungen habe das Unternehmen geschwächt und eigene Aktionäre abgeschreckt, da man sich gegenüber Microsoft zu stur verhalten habe. "Ein Kursrutsch wird sicher nicht passieren", entgegnet Engel gegenüber pressetext. "Durch den Rückzug von Microsoft ist erst Phantasie in die Yahoo-Aktie gekommen. Schließlich kommen für Yahoo auch andere Interessenten in Frage", so der Analyst. Ob Microsoft die Verhandlungen absichtlich scheitern ließ und ein taktisches Manöver gestartet hat, um Yahoo zu schwächen und eine feindliche Übernahme zu einem späteren Zeitpunkt einzuleiten, sei schwer zu sagen. "Taktik ist immer im Spiel", meint Engel. Einstweilen distanziert sich Ballmer jedoch von derartigen Überlegungen und meint, eine feindliche Übernahme sei zu riskant.

Unterdessen liegt es Medienberichten zufolge weiterhin im Bestreben Yahoos, strategische Kooperationen aufzubauen. Zwar sei man nicht auf der Suche nach Übernahmeangeboten, die Konzernleitung würde jedoch alle Optionen prüfen, um den Unternehmenswert für die Aktionäre zu erhöhen. In Hinblick auf das Online-Werbegeschäft bei Suchanzeigen wurde im April parallel zu den Gesprächen mit Microsoft eine Zusammenarbeit mit Google getestet. Außerdem kommt eine strategische Allianz mit Time-Warner-Tochter AOL in Frage. "Google wird eine Kooperation mit Yahoo nicht forcieren und ist nicht darauf angewiesen, das zu verstärken, was man schon aus eigener Kraft geschafft hat. Yahoo wird hingegen stärker an einer Zusammenarbeit interessiert sein", heißt es von Engel. Die Bekanntgabe von Entscheidungen über mögliche Allianzen wird bereits im Lauf der Woche erwartet. (pte)