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Microsoft ändert Vista-Desktop-Suche nach Google-Kartellbeschwerde

20.06.2007
Ganz so haltlos wie von Steve Ballmer behauptet waren die Google-Vorwürfe dann wohl doch nicht: Microsoft hat eingewilligt, die Desktop-Suche von Vista so zu ändern, dass der Betrieb konkurrierender Lösungen vereinfacht wird.

Dies teilten das US-Justizministerium (Department of Justice, kurz DOJ) und Staatsanwälte einzelner US-Bundesstaaten gestern in einem regulären Status-Update zu Microsofts Einhaltung der Auflagen aus dem Kartellvergleich ("Consent Decree") aus dem Jahre 2002 mit.

Google hatte sich früher in diesem Jahr bei den Kartellbehörden beschwert, Microsoft erschwere mit Windows Vista die Verwendung alternativer Desktop-Suchen und verstoße damit gegen die Kartellauflagen. Microsoft hatte zunächst erklärt, es halte diese Vorwürfe für unbegründet, sei aber durchaus willens, Vista gegebenenfalls zu modifizieren. Microsoft-Chef Steve Ballmer hatte Googles Beschwerde sogar erst kürzlich als vollkommen haltlos bezeichnet.

Laut "Wall Street Journal" hatten das Justizministerium und die einzelstaatlichen Kartellaufseher zuvor darüber gestritten, wie mit Googles Beschwerde umzugehen sei. Einige der Attorneys General waren offenbar der Ansicht, man sei nicht weit genug gegangen. In einer Erklärung teilten das DOJ und 17 bundesstaatliche Generalstaatsanwälte aber mit, die Übereinkunft, "die darauf abzielt, den Nutzer mehr Wahlmöglichkeiten zu geben, wird alle Probleme lösen, die Googles Beschwerde genannt hat". Die für die Überwachung des Kartellvergleichs zuständige Richterin Colleen Kollar-Kotelly wird den Bericht in einer Anhörung am kommenden Dienstag diskutieren.

"Dies ist ein positiver Schritt, der Microsofts Wettbewerbers größeren Zugang verschafft", erklärte Richard Blumenthal, Attorney General von Connecticut. Aus seiner Sicht sollte aber auch Google an der Anhörung teilnehmen dürfen, um sicherzustellen, dass der erzielte Kompromiss auch erreicht, was er soll.

Microsoft wird in Vista mehr Zugriffsmöglichkeiten auf die Desktop-Suche integrieren. Unter anderem sollen Nutzer voreinstellen können, mit welchem Werkzeug ihr PC standardmäßig durchsucht wird. Über den Such-Knopf im Startmenü von Vista würde sich so beispielsweise auch "Google Desktop" aufrufen lassen. Microsoft hat zudem eingewilligt, PC- und Softwareherstellern Informationen darüber zukommen zu lassen, wie sich Desktop-Suchprogramme möglichst nahtlos in Vista integrieren lassen.

"Wir sind hocherfreut, dass es uns gelungen ist, eine Übereinkunft mit allen Staaten und dem Justizministerium zu erzielen, der alle Bedenken ausräumt", erklärte Microsofts Generaljustiziar Brad Smith.

"Microsofts aktuelles Vorgehen bei der Desktop-Suche von Vista verstößt klar gegen den Consent Decree und schränkt die Auswahl der Verbraucher ein", kommentierte Googles Chief Legal Officer David Drummond. "Wir freuen uns, dass als Ergebnis von Googles Anfrage bezüglich der Einhaltung des Kartellvergleichs das DOJ und die Attorneys General von Microsoft Änderungen an Windows Vista erzwungen haben. Die Maßnahmen sind ein Schritt in die richtige Richtung, sollten aber noch verbessert werden, um den Verbrauchern noch besseren Zugang zu alternativen Anbietern von Desktop-Suche zu ermöglichen."

Microsoft wird die Änderungen an der Desktop-Suche in das Service Pack 1 (SP1) für Vista integrieren, das später in diesem Jahr ausgeliefert wird und neben verschiedenen Zusätzen für das neue Betriebssystem auch allerlei Fehler darin beheben soll. (tc)