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Jaiku-Untersuchung

Microblogger sind Langweiler

23.09.2009
Von pte pte
Finnische Forscher fanden: Nutzer von Microblogging-Diensten sind ziemlich langweilig und schreiben überwiegend banale Nachrichten.

Zu diesem Schluss kommen finnische Forscher des Helsinki Institute for Information Technology (HIIT) in einer aktuellen Untersuchung. Das finnische Institut nahm rund 400.000 Postings auf der Microblogging-Seite Jaiku - seit etwa zwei Jahren im Besitz von Google - unter die Lupe. Dabei zeigte sich, dass die meisten Meldungen, die von Nutzern verschickt wurden, Wörter wie "Arbeit", "Zuhause", "Essen" oder "Schlafen" beinhalteten. "Microblogging funktioniert auf Basis der totalen Kontrolle, die die User über ihre Postings haben. Allerdings ist es auch ein Hobby, das einen hohen Zeitaufwand erfordert, den viele nicht aufbringen können", kommentieren die Forscher die Ergebnisse.

Twitter, die derzeit mit großem Abstand dominierende Kraft in der Microblogging-Welt, wurde in die Untersuchung nicht miteinbezogen, was die Ergebnisse für die breite Masse der Microblogger etwas uninteressanter machen dürfte. Allerdings gibt es eine ähnliche Studie der Oxford University Press, bei der rund 1,5 Millionen Tweets analysiert wurden, um herauszufinden, welche Wörter auf Twitter am häufigsten gepostet werden. Auch da zeigte sich, dass "Arbeit" - einer der Top-Begriffe auf Jaiku - zu den meistgenannten Wörtern zählte und in über 26.000 Postings vorkam, die von der Organisation untersucht wurden.

Einer der seltensten Begriffe, die bei Twitter zum Einsatz kommen, ist laut der Oxford-Studie "Laufen". Das Wort kam nur in 3.195 Tweets von insgesamt 1,5 Millionen untersuchten vor. Die aktuellen Ergebnisse der HIIT-Erhebung sollen im Detail in der nächsten Ausgabe des Personal and Ubiquitous Computing Journal veröffentlicht werden. Ein erster Schluss, den die Forscher aus der Studie ziehen, ist die Tatsache, dass es den meisten Microbloggern, aufgrund der Art und Weise, was gepostet wird, schwer fällt, dauerhaftes Interesse beziehungsweise ein wiederkehrendes Publikum zu generieren.

Erst kürzlich sorgte eine schottische Psychologin mit einer Studie zum Thema Twitter und Co für Aufsehen, wonach Microblogging-Dienste "dumm" machen sollen. Die Knappheit der dort angewandten Kommunikation reduziere beispielsweise die Aufmerksamkeitsspanne. Allerdings fanden die Thesen nur wenige Befürworter. "Twitter ist eine Kommunikationsform wie jede andere. Es kommt immer auf den Kontext an, in dem ein Kommunikationsmittel eingesetzt wird", so etwa Medienpsychologe Jo Groebel, Direktor des Deutschen Digitalen Instituts, im pressetext-Interview. Allerdings räumt auch Groebel ein, dass der Dienst zunächst von gesellschaftlich informellen beziehungsweise simplen Informationen wie 'Ich koche einen Kaffee' lebe. (pte)