Für Mittelstand und Kleinunternehmen

Micro-Server erleichtern den IT-Einstieg

30.05.2014
Von 
Klaus Hauptfleisch ist freier Journalist in München.
Sparsam, kompakt und leise im Betrieb: Micro-Server von Acer, HP oder Fujitsu eignen sich vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen.

Unabhängig von der Schreibweise ist der Begriff Micro-Server oder deutsch Mikroserver doppelt belegt, denn er bezeichnet zwei völlig verschiedene Gerätekategorien: Zum einen propagieren einige Hersteller sehr kompakte und sparsame Mini-Server für kleine und mittlere Organisationen. Zum anderen gibt es Micro-Server, die eine Vielzahl von ARM- oder Atom-basierenden Servern vereinen und ebenfalls besonders stromsparend arbeiten. Dieser Artikel stellt die kleinen Einstiegssysteme in den Mittelpunkt.

Einstiegs-Server für kleine Unternehmen

Da der Begriff Micro-Server sich in dem Segment mit HP, Acer und Fujitsu sowie mit bauähnlichen Geräten von Lenovo eigentlich nur auf drei oder vier Anbieter verdichten lässt, ist es schwierig, die Marktbedeutung zu beziffern. HP zitiert immerhin Zahlen von AMI Partners, wonach 2014 rund 10 Millionen Einstiegsserver weltweit verkauft werden sollen. Vorteil der HP ProLiant MicroServer soll sein, dass Privatpersonen, kleine und mittelgroße Unternehmen zu einem sehr günstigen Preis den Einstieg die die Serverwelt finden. Außerdem profitierten die Kunden, wie alle Anbieter betonen, von sehr geringen Betriebskosten, da die Systeme in der Regel mit 150- bis 250-Watt-Netzteilen eine sehr geringe Leistungsaufnahme aufweisen und wenig Kühlung erfordern. Zusammen mit der kompakten Bauform und dem kaum hörbaren Geräuschpegel hat das auch den Vorteil, dass die Einsteiger keine aufwändig gekühlten Spezialräume erfordern, sondern mitten im Büro nahezu unbemerkt ihre Arbeit verrichten können. Fujitsu-Manager Sascha Denz erklärt die Namensgebung der Micro-Server mit den geringen Abmessungen des Primergy MX130 genannten Einstiegsservers. Als Einsatzbereiche nennt er kleine Büros, Kanzleien und Praxen.

Eine schnelle Übersicht der vorgestellten Micro-Server bietet unsere Bilderstrecke:

HP ProLiant MicroServer – der Leisetreter

Hewlett-Packard hat im September 2010 schon mit dem HP ProLiant MicroServer als Teil der „Just Right IT“-Initiative das erste Server-Modell für Klein- und Kleinstunternehmen auf den Markt gebracht. Dabei setzt der Hersteller seit jeher auf Prozessoren von AMD, woran sich in naher Zukunft auch nichts ändern soll. Zunächst in der Version NL36L mit einem auf 1,3 GHz getakteten Dual-Core-Prozessor Athlon II, ist das Gerät heute in der Version NL40L mit dem Turion II mit 2x 1,5 GHz zu Preisen ab rund 200 Euro erhältlich. Der AMD-Prozessor ist auch das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zum HP ProLiant ML110, der auf leistungsstärkere Xeon-Prozessoren von Intel aufsetzt.

Die geringen Abmessungen und Lüftergeräusche machen Micro-Server als Einstiegsgeräte ideal für Büroumgebungen.
Die geringen Abmessungen und Lüftergeräusche machen Micro-Server als Einstiegsgeräte ideal für Büroumgebungen.
Foto: HP

Energie sparen ist Trumpf bei dem HP ProLiant MicroServer, weshalb er auch mit einem 150-Watt-Netzteil auskommt. Eine angenehme Begleiterscheinung und Besonderheit, die das Gerät im 10-Zoll-Format auch für den Büroeinsatz auszeichnet, ist der angenehm geringe Geräuschpegel von kaum hörbaren 21,4 dBA. Viele sogenannte „flüsterleise“ Drucker oder Projektoren erreichen dagegen mit jenseits der 35 oder gar 45 Dezibel schon die Grenzwerte für die zulässigen Geräusche in Wohngebieten bei Nacht beziehungsweise bei Tag.

Für unter 200 Euro wird der HP ProLiant MicroServer schon im Internet angeboten. Der offizielle Preis startet bei 357 Euro. Dafür sind neben der Grundausstattung wie Gigabit-LAN, integriertes SATA-RAID und Einschüben für bis zu vier, allerdings nicht hot-pluggable, Plug-and-Play-Laufwerke auch nur 2 GB DDR3 RAM und eine 250-GB-Festplatte drin. Mit offiziell 892,50 Euro fast dreimal so teuer ist die Variante mit 4 GB RAM und zwei 500-GB-Festplatten. Ein optisches Laufwerk gehört nicht zur Standardausstattung.
Abgesehen von den geringen Anschaffungs- und Energiekosten verspricht HP für den ProLiant MicroServer auch Einsparpotenziale durch die bessere Vernetzung und gemeinsame Nutzung der Büroausstattung wie etwa Drucker, Faxgeräte und Anwendungen.

Lenovo ThinkServer TS130 – Der Ausdauernde

Der Lenovo ThinkServer TS130 nennt sich zwar nicht Micro-Server, kommt aber im Micro-ATX-Gehäuse und schwimmt als „Grenzgänger“ je nach CPU mal im Fahrwasser des HP ProLiant MicroServer, mal in dem des ProLiant ML110. Topseller des 1P-Towers sind nach Aussagen des chinesischen Herstellers die Modelle mit den Intel-Prozessoren Core i3 und dem neuesten Xeon E3-1225 v2. Mit einem Listenpreis von netto 412 Euro als Einstiegsserver deklariert, ist der ThinkServer auf erschwinglichen Dauerbetrieb und energieeffiziente Leistung ausgelegt und bietet er dank neuer SATA-Festplatten mit 3 TB eine hohe Skalierbarkeit. Das Optimum an Leistung sollen die Xeon-E3-Prozessoren herausholen.

Der ThinkServer von Lenovo trägt zwar nicht ausdrücklich den Namen Micro-Server, erfüllt aber großteils Kriterien wie die Einsteiger von Acer, Fujitsu und HP. Hervorzuheben ist die hohe Skalierbarkeit.
Der ThinkServer von Lenovo trägt zwar nicht ausdrücklich den Namen Micro-Server, erfüllt aber großteils Kriterien wie die Einsteiger von Acer, Fujitsu und HP. Hervorzuheben ist die hohe Skalierbarkeit.
Foto: Lenovo

Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit werden großgeschrieben bei dem Einstiegssever. Versprochen werden mitunter Einsparpotenziale von mehreren hundert Dollar oder Euro jährlich. Der leise 90-mm-Lüfter sorgt dem Hersteller zufolge für ausreichend Kühlung und dafür, dass das Gerät auch im Büro aufgestellt werden kann, womit wiederum teure Racks und Serverräume entfallen. Überzeugen will Lenovo auch durch die gute Erweiterbarkeit, etwa durch schnelles USB 3.0 und optionales Modem über PCI-Karte, eine reiche Zubehörpalette und eigene Services wie die Garantieverlängerung, Schulungen und technischem Priority Support. Mit RAID-0/1-Support, Out-of-Band-Management, AMT-7.0-Verwaltungs- und Host-Provisioning-Tools richtet sich der TS130 unter anderem an IT-Dienstleister. Laufwerke der Enterprise-Klasse und ECC-Arbeitsspeicher adressieren kleine und mittelständische Unternehmen, die den Umstieg von Desktop- auf einfache Serverlösungen ins Auge fassen. Einfach von der Ferne zu verwalten und zu warten, soll sich der TS130 mit ATM 7.0 und den vielen Erweiterungsmöglichkeiten auch ideal für Unternehmen mit mehreren Filialen, für den Einzelhandel und für den Einsatz am Point-of-Sales (POS) eignen.

Fujitsu Primergy MX130 S2 – der Unkomplizierte

Fujitsu richtet sich mit dem Micro-Server Primergy MX130 S2 speziell an kleine Unternehmen, die ihre File-, Print- und Webservices kostengünstig, effektiv und „unkompliziert“ gestalten wollen. Zum empfohlenen Verkaufspreis ab 529 Euro ist der „Server-Zwerg“ Mitte 2011 auf den Markt gekommen. In der Grundkonfiguration gibt es dafür einen Dual-Core-Prozessor AMD Athlon II X2 220, zwei 500-GB-SATA-Festplatten und ein DVD-RW-Slimline-Laufwerk. Umwelt-, kosten- und nervenschonend leise, wird der Primergy MX130 S2 mit einem 250-Watt-Netzteil mit einem 80-Plus-Bronze-Wirkungsgrad von 85 Prozent ausgeliefert.

Der Fujitsu Primergy MX130 S2 ist mit 20 dBA noch leiser als der HP-Vertreter und bietet die meisten Anschluss- und Erweiterungsmöglichkeiten.
Der Fujitsu Primergy MX130 S2 ist mit 20 dBA noch leiser als der HP-Vertreter und bietet die meisten Anschluss- und Erweiterungsmöglichkeiten.
Foto: Fujitsu

Auf dem AMD-Chipsatz 880G aufbauend, kann der Micro-Server 1- bis 6-Kernprozessoren des Intel-Konkurrenten aufnehmen. Dazu gehören die Quad-Core-CPUs FX 3100 mit 3,6 GHz und Opteron 3250 mit 2,5 GHz ebenso wie der 6-Kerner Phenom II X6 1065T mit 2,9 GHz. Im Einstieg bieten sich aber auch schon besagte Athlon-Prozessoren mit zwei Kernen oder der 1-Kern-Vetter Sempron 145 mit 2,8 GHz an. Mit 20 dBA im Leerlauf und im Betrieb verspricht der nur etwa 8 kg leichte Server so unhörbar leise zu sein, dass er im Büro überhaupt nicht auffällt. Die geringen Abmessungen von 98 x 383 x 340 mm tun ihr Übriges. Dabei heißt klein nicht klein in der Leistung und Ausstattung.

Unterstützt werden Speicherkapazitäten von 2 GB bis 16 GB auf DDR3-Modulen mit 1.333 MHz und bis zu vier 3,5-Zoll-Speicherlaufwerke mit Anbindung an RAID 0/10/10. Wie die Lüfter ist ein Hot-Plug-Austausch allerdings nicht vorgesehen. Mit insgesamt 12 USB-Ports, DVI-I-Schnittstelle, Gigabit-LAN, sechs SATA-Controllern und vier Steckplätzen für PCIe x 4, x 16 und x1 sowie PCI x 1 zeigt sich der Primergy MX130 S2 sehr anschluss- und erweiterungsfreudig. Zertifizierte oder unterstützte Betriebssysteme umfassen verschiedene Windows-Server-Versionen ebenso wie Microsoft Hyper-V Server 2012 und 2008 R2 für die Virtualisierung sowie Novell-, Red Hat und verschiedene Linux-Derivate.

Acer AC100 – der Zuverlässige

Acer hat mit dem Acer AC100 einen Einstiegsserver im Ultra-Micro-Tower-Format für Klein- und Kleinstbetriebe auf den Markt gebracht. Auf Leistung und Datensicherheit müssen die Kunden dank Intels Core-i3- oder Xeon-E3-Prozessoren und Software-RAID 0, 1 und 5 sowie integriertem Intel vPro für die zuverlässige Datenverwaltung nicht verzichten. Normalerweise wird der Server-Würfel ohne Betriebssystem ausgeliefert, besonders empfohlen werden aber Windows Server 2008 R2 Foundation und Windows Small Business Server 2011 für den Fernzugriff auf Geschäftsanwendungen in der Cloud, die als Acer Reseller Option Kit (ROK) separat erhältlich sind.

Der Acer AC100 ist der einzige der vier Einsteiger, der den Hot-Swap von Festplatten unterstützt, dafür geizt er etwas mit Anschlüssen.
Der Acer AC100 ist der einzige der vier Einsteiger, der den Hot-Swap von Festplatten unterstützt, dafür geizt er etwas mit Anschlüssen.
Foto: Acer

Unterstützt werden bis zu vier hot-swappable 3,5-Zoll-SATA-Festplatten mit einer Gesamtkapazität von bis zu 8 Terabyte. Beim Arbeitsspeicher zeigt sich der AC100 allerdings mit maximal 8 GB auf zwei DDR3-Modulen eher zurückhaltend, ebenso bei den Erweiterungs- und Anschlussmöglichkeiten mit nur einem PCIe-x8-Anschluss und gerade mal sechs USB-2.0-Ports. Das nur 200 Watt starke 80-Plus-Netzteil spricht für eine geringe Wärmeentwicklung mit sehr reduzierten Lüftergeräuschen. Zusammen mit dem kleinen Formfaktor sind das beste Voraussetzungen für Büroumgebungen mit wenig Raum. Per Remote-Steuerung lässt sich der AC100 budgetschonend fernwarten. Im Lieferumfang zu empfohlenen Verkaufspreisen ab 594 Euro enthalten sind mit Acer SmartSetup und Acer IT Smart Softwaretools zum Einrichten und Optimieren von Abläufen sowie zur Systemüberwachung, zum Stromsparen und zum Einrichten von Print- und Fax-Services.

Exkurs: Extreme Lower Voltage Server – die anderen Micro-Server

Am besten eignen sich Multi-Core-Lösungen wie der Dell PowerEdge C5220 für Hosting und Anwendungen mit hohem Parallelisierungsgrad, Wettersimulation und Hadoop etwa, weniger, wo es auch hohe Leistung ankommt.
Am besten eignen sich Multi-Core-Lösungen wie der Dell PowerEdge C5220 für Hosting und Anwendungen mit hohem Parallelisierungsgrad, Wettersimulation und Hadoop etwa, weniger, wo es auch hohe Leistung ankommt.
Foto: Dell

Für die Kategorie der Micro-Server mit einer Vielzahl von Atom-, ARM- und stromsparenden Xeon-Prozessoren hat Gartner-Analyst Andrew Butler den Begriff Extreme Low Voltage Server in den Raum geworfen. Intels Server-Marketingmanager Chris Feltham definiert solche Micro-Server „als Plattform mit vielen kleinen 1-Socket-Servern, die die Gehäuseinfrastruktur, Ventilatoren sowie die Stromversorgung teilen“, um für eine höhere (Energie-) Effizienz eine maximale Knotendichte zu erreichen. Als Beispiele für entsprechende Systeme, die auf Xeon-E3-Prozessoren aufsetzen, nennt er die Modelle Dell PowerEdge C5220, Quanta Stratos S910-X31B, Tyan FM65-B5511 und Supermicro MicroCloud.

Quanta Stratos S910-X31B
Quanta Stratos S910-X31B
Foto: HP

Die Liste der Anbieter, Plattformen und Konstellationen mit 64-Bit-Prozessoren einschließlich Atom, ARM, Xeon und neuen stromsparenden Opteron-CPUs von AMD nimmt zu. Ihre Stärken sieht Dell-Manager Peter Dümig bei Hosting-Anwendungen wie Virtual und Cloud Hosting – mit Google, Amazon und Co. als Hauptabnehmer. Eignen sollen sich die Systeme aber auch für Web 2.0-Anwendungen sowie für Simulationen und Hadoop-Anwendungen, wobei hier die hohe Parallelisierung im Vordergrund steht. (wh)