Agile und sichere Kleinrechenzentren

Micro-Datacenter erweitern herkömmliche IT-Infrastrukturen

27.05.2016
Von 
Uwe Küll ist freier Journalist in München.

Backup für Patientendaten

Ein weiteres typisches Anwendungsszenario für Micro-Datacenter ist die Bereitstellung von Backup-Kapazitäten für besonders schützenswerte Teile größerer IT-Infrastrukturen. Beispielsweise setzt das Klinikum Oberlausitzer Bergland für die höchste Verfügbarkeit seiner IT-Prozesse und Patientendaten an den Standorten Zittau und Ebersbach auf insgesamt sieben Micro Datacenter von Rittal. "Wir haben hohe Anforderungen an die physische Sicherheit unserer IT-Infrastruktur", sagt Romain Seibt, Leiter Abteilung IT bei der Managementgesellschaft Gesundheitszentrum des Landkreises Görlitz. "Ein großes Rechenzentrum mit Sicherheitsraum hätte aber unseren Kostenrahmen gesprengt."

Macht aus einem Systemschrank ein Rechenzentrum: Rittal Micro-Datacenter.
Macht aus einem Systemschrank ein Rechenzentrum: Rittal Micro-Datacenter.
Foto: Rittal

Mit einem Micro Datacenter als Backup-Lösung an zwei Standorten verfügt der Klinikbetreiber über eine Lösung, die exakt auf seine Bedürfnisse passt und jederzeit flexibel erweiterbar ist. Die sogenannten IT-Sicherheitssafes in einer Vierer- und einer Dreier-Verkettung sorgen nicht nur für die Absicherung der IT-Prozesse, sondern gewährleisten den Schutz vor physischen Gefahren wie Feuer, Wasser, Staub, Rauchgasen oder Fremdzugriff. So stehen den rund 800 Ärzten, Schwestern, Pflegern und dem medizinisch-technischen Personal die Patientendaten bei Bedarf zuverlässig zur Verfügung.

Für eine künftige Erweiterung bei wachsendem Bedarf wurden an beiden Standorten Reserveschränke vorgesehen. Die Überwachung einer einwandfreien Funktionsweise im Safe übernimmt eine Monitoring-Software. Das System alarmiert bei zu hoher Temperatur, Feuchtigkeit oder Fremdzugriff. Im Brandfall reagiert eine Brandmelde- und Löschanlage. Die Stromverteilung erfolgt intelligent durch eine Stromverteilungsleiste sowie ein Stromverteilungssystem."

Kronjuwelen bleiben im Haus

Aufgrund der beschriebenen Vorteile wird das Konzept des Micro-Datacenter nach Einschätzung von Gerd Simon auch im Zeitalter des Cloud-Computing für viele Firmen eher an Attraktivität gewinnen als verlieren. Denn, so Simon: "Auch wenn viele Unternehmen immer mehr Daten in die Cloud verlagern - für ihre "Kronjuwelen" setzen die meisten von ihnen auch künftig auf eine Infrastruktur im eigenen Haus." Eine ganz neue Interpretation des Begriff "Micro-Datacenter" liefert unterdessen IBM in einer Pressemitteilung zur CeBIT 2016. Dort heißt es: "Aus dem IBM Labor wird der weltweit erste 64-bit Micro-Datacenter-Prototyp zu sehen sein, nicht größer als ein Smartphone ist." Damit dürfte dann endgültig klar sein: Im Datacenter ist Micro das neue Mega. (hal)