CIO des Jahres

CIO des Jahres 2015

Michael Nilles von Schindler fährt ganz nach oben

29.12.2015
Von 
Michael Schweizer ist freier Autor in München.

In jedem guten Betrieb laufen Anwendungen, die es so sonst nirgends gibt und die seine spezielle Qualität ausmachen. Diese Individualität, das sechste verbindende Merkmal der Gewinnerprojekte, ist bei der Standardisierung ein harter Brocken. Uta Knöchel hatte es mit 300 klinischen Spezialsystemen auch aus Medizintechnik, Forschung und Lehre zu tun, die alle erhoben, bewertet und in die neue IT übernommen werden mussten. Die leistet jetzt ohne Mehrkosten wesentlich mehr als die alte.

Technische Qualität ist das siebte Gewinnermerkmal. Wie vielschichtig selbst ein Vorhaben ausfallen kann, das auf den ersten Blick klar umgrenzt wirkt, lässt sich an Kurt Krubers Projekt "Unified Communication - IP-Fest-Netz-Telefonie und Mobile Kommunikation im Klinikum" verdeutlichen. Binnen zwei Jahren stellte der Leiter Medizintechnik und IT am Klinikum der Universität München die Festnetzkommunikation auf Voice over IP um, ersetzte die Krankenhauspiepser durch Mobiltelefone und Smartphones und integrierte diese Geräte mit der neuen Festnetztelefonie. Kruber gliedert das Projekt in 15 technische Zwischenschritte.

Schwierig war es zum Beispiel, für die nötige Sprachqualität und Unterbrechungsfreiheit der WLAN-Telefonie zu sorgen: Die 200 betroffenen Mobiltelefone sind in einem 14 500 Quadratmeter großen hochtechnisierten Gebäude fast ständig in Bewegung. Kruber möchte den Wertbeitrag der IT durch Big-Data-Themen steigern, die Patientendaten aber kompromisslos schützen. Auf das im Juli in Kraft getretene IT-Sicherheitsgesetz sieht er die Klinik-IT gut eingestellt.

Ein CIO hofft auf die Politik

Dem Aufbau eines "Smart DataCenter" in einer "Deloitte Private Cloud" hat sich Dietmar Schlößer, CIO des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Deloitte Deutschland, verschrieben. Um dafür Genehmigung und Budget zu bekommen, brauchte er einige Überzeugungskraft. Mit seinem Projekt wettet er nämlich auf die "langfristige Zukunft". Am liebsten würde er sich mit seiner IT gleich in der Public Cloud ausbreiten. Der Vorteil für ihn als CIO wäre groß: Geschwindigkeit, Agilität, Vermeiden zäher konventioneller Projekte.

Dem entgegen steht allerdings die Verschwiegenheitspflicht nach Paragraf 203 Strafgesetzbuch. Sie macht es Wirtschaftsprüfern wie Rechtsanwälten und Steuerberatern nahezu unmöglich, Mandantendaten in der Public Cloud aufzubewahren. Schlößers Plan: Wenn die Politik erkennt, dass auch die Public Cloud sicher sein kann, und das Gesetz entsprechend ändert, dann wird Deloitte durch seine Private Cloud bereits Cloud-ready sein. Das würde nicht nur dem Unternehmen helfen, sondern auch seiner IT: Statt sich um Alignment mit dem Business zu bemühen, könnte sie dessen Teil werden.