Spekulationen um Vobis-Verkauf

Metro will sich angeblich von Computersparte trennen

03.07.1998

Es war die "Berliner Morgenpost", die das Gerücht in die Welt setzte - inzwischen scheint mehr dran zu sein: Der Handelskonzern Metro plant offenbar den Ausstieg aus dem Computergeschäft und sucht einen Käufer für seine Computer-Einzelhandelskette Vobis Microcomputer AG. Obwohl die Metro-Zentrale in Köln zu diesen Spekulationen bis dato jeden Kommentar ablehnt, will die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" aus berufenen Quellen bereits eine Bestätigung erhalten haben. Danach laufen bereits Sondierungsgespräche mit mehreren Interessenten.

Mit Vobis würde binnen eines halben Jahres bereits der dritte bedeutende deutsche IT-Händler den Besitzer wechseln, nachdem vor kurzem die Viag-Tochter Computer 2000 AG an Tech Data veräußert und im Zuge dieses Mergers die Macrotron AG, die sich die US-Amerikaner erst vergangenes Jahr einverleibt hatten, an die weltweit führende Ingram-Micro-Gruppe weitergereicht wurde. Vermutlich hat der Branchenprimus, dessen erklärtes Ziel es ist, auch in Deutschland die Nummer eins zu werden, nun bereits die Fühler in Richtung Vobis ausgestreckt, mutmaßen Insider.

Auch über die Motive des Metro-Konzerns, sich vom Computerhandel zurückzuziehen, wird spekuliert. Kenner des Unternehmens bringen dies mit dem Ausscheiden des ehemaligen Vorstandssprechers Wolfgang Urban in Verbindung, der sich sehr für den Aufbau einer entsprechenden Sparte engagiert hatte. So wurden unter Urbans Regie die PC-Hersteller sowie -Handelsketten Peacock AG und Maxdata GmbH gekauft und in die Vobis-Gruppe integriert. Angeblich soll der frühere Metro-Chef auch an einer Übernahme der Computer 2000 AG interessiert gewesen sein, doch zu diesem Deal kam es nach Urbans Abgang nicht mehr.

Beim Metro-Rückzug aus dem Computerhandel dürfte auch eine Rolle spielen, daß Vobis zuletzt in schweres Fahrwasser geraten war. Zwar gelang es der gesamten Gruppe im ersten Quartal 1998, ihre führende Position im deutschen PC-Markt auf einen Marktanteil von über 20 Prozent (nach Stückzahlen) auszubauen, doch die Umsatzrendite sinkt kontinuierlich. So blieb im Geschäftsjahr 1997 bei Einnahmen von 4,5 Milliarden Mark unter dem Strich nur ein Gewinn von 37 Millionen Mark übrig. Neben der (noch) angeschlagenen Peacock AG, wo nach harter Sanierungsarbeit im zweiten Halbjahr 1997 mit einem Vorsteuergewinn von zwei Millionen Mark lediglich eine "schwarze Null" erwirtschaftet werden konnte, gilt Maxdata als eigentliche "Ertragsperle". Vobis alleine mußte 1997 ein Minus von rund 21 Millionen Mark bilanzieren.