Meta Group: Jeder Dritte ist innovativ

21.12.2004
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Luis Praxmarer ist Partner bei ISG, Provider Lens Global Lead.
Die Mehrheit der deutschen Unternehmen spart, konsolidiert und schützt ihre Netze. Für die innovative Minderheit wird 2005 sich lohnen.

Ungefähr ein Drittel der Unternehmen muss 2005 das IT-Budget weiter kürzen und sich auf den festgelegten Sparkurs, der allerdings hauptsächlich für den kurzfristigen Cashflow relevant ist, konzentrieren. Ein weiteres Drittel wird versuchen, eine neue Balance zwischen festen und variablen Kosten und Ausgaben für "Run, Grow, Transform" zu finden, das IT- Budget dabei aber stabil zu halten. Ziel muss sein, die unproduktiven Run-Kosten für den laufenden Betrieb in den Griff zu bekommen. Das letzte Drittel, in Deutschland vielleicht auch nur ein Fünftel, wird sich stärker dem Thema Innovation verschreiben.

Für das erste Drittel sind die 2005er Trends irrelevant, da diese Gruppe noch mit anderen Aufgaben beschäftigt ist. Deshalb beziehensind die Trendvorhersagen immer stärker auf die "Early Adopters" und Innovatoren fund spiegeln nicht automatisch die IT-Umsätze oder Marktgrößen wider. Die innovativen Unternehmen werden allerdings die Geschäftsprozess-Integration von modernen Technologien in klare Wettbewerbsvorteile ummünzen können.

Deutsche Unternehmen dürften sich hier nach wie vor zurückhalten: Sie legen ihre Prioritäten mehrheitlich weiter auf Kostenreduzierung, Prozessoptimierung und Konsolidierung. Auch Sicherheit rangiert weiterhin ganz oben auf der Liste.

Mobility: Mobile Anwendungen haben sichvon einer Randerscheinung zum verbreiteten Arbeitsmittel gewandelt und den Übergang vom rein privaten zum Unternehmenseinsatz geschafft. Daraus ergeben sich Anforderungen wie:

- Einbeziehung in die Informations- und Technologie-Architektur,

- Infrastruktur- und Sicherheitsmaßnahmen,

- Veränderungen an Prozessen, Enterprise- Content- und Knowledge-Management.

Dies geht Hand in Hand mit dem Einsatz von neuen Frontend-Geräten. Die Zahl der Notebooks nimmt 2005 um rund 30 Prozent zu, während der Absatz von PCs stagniert. Wachsen wird auch die punktuelle mobile Anbindung an ERP-, CRM- und Business-Intelligence-Applikationen. Der Einsatzgrad von mobilen Lösungen in Unternehmen steigt von 50 Prozent im Jahr 2003 auf 60 Prozent in 2005/06.

Warten auf UMTS-Standards

Mobilfunkstandards der dritten Generation beziehungsweise UMTS werden immer noch auf sich warten lassen und erst 2006/07 für Unternehmen verfügbar sein. Wireless Local Area Networks (WLAN) und der einfache, fast flächendeckende (mindestens zwei Drittel der Hotspots) Roaming-Zugriff werden dagegen stark weiterentwickelt; die Meta Group erwartet eine Koexistenz der Übertragungstechniken (UMTS, GSM, GPRS, WLAN). Trotzdem fehlt den meisten Anbietern eine klare Strategie zur Integration der unterschiedlichen Übertragungstechnologien und Applikationen in ein kundenorientiertes Angebot. Eine einheitliche globale Nutzung ist noch Jahre entfernt.

Virtual Private Networks (VPN) setzen die meisten Unternehmen standardmäßig ein. Die VoIP-Nutzung wird langsam, aber sicher voranschreiten. Die Funkfrequenz-Identifikation RFID wird zunehmend in Pilotprojekten, allerdings bereits mit klarem operativem Charakter, eingesetzt. Eine großflächige Anwendung ist aber 2005/06 noch nicht zu erwarten, da sie umfangreicher Vorbereitungen in kompletten Lieferketten bedarf.

Interessant bleibt die breitbandige Funktechnik Wimax (Worldwide Interoperability for Microwave Access) Im Nahbereich konkurriert sie mit Wifi, auf Entfernungen von 20 bis 30 Kilometern könnte sie die die Reichweitenlücke zwischen Wireless LANs und UMTS schließen.

Web-Services: Bei den IT-Ausgaben 2004 war die Web-Applikationsentwicklung weltweit bereits an zweiter Stelle zu finden, und so wundert es nicht, dass auch in Deutschland ein starkes Interesse zu erkennen ist. heuet haben die internen Anwendungen den Vorrang (60 Prozent), spätestens 2006 dürften es die unternehmensübergreifenden sein (52 Prozent). Wenn noch die 23 Prozent hinzugerechnet werden, die sowohl intern als auch extern wirken, dann bleiben nur noch 25 Prozent der Applikationen rein unternehmensintern ausgerichtet. Auch hierin zeigt sich, dass Unternehmen ihre Abläufe zunehmend verknüpfen.

Die sich entwickelnden Web-Service-Standards wie XML, Soap, WSDL und UDDI lassen auf verbesserte Integrationseffizienz und -wirtschaftlichkeit hoffen. Andererseits adaptieren Softwarehersteller (zum Beispiel SAP, IBM, Peoplesoft, Bea, Microsoft) Web-Service-Standards als Teil ihrer Architekturen, die dann unter den unterschiedlichsten Namen propagiert werden (serviceorientierte Architektur, Enterprise Service Bus, Enterprise Information Integration).

Flexibilisierung als Treiber

Outsourcing: Die zunehmende Flexibilisierung der Kosten für eine schnellere Anpassung an die Geschäftsbedürfnisse ist zu einem weiteren starken Treiber für Outsourcing geworden. Dies erklärt auch das große Interesse an "on Demand" und an den unterschiedlichen Finanzierungsmodellen der Anbieter. Ein weiteres wichtiges Thema ist, auch im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf heiß diskutiert, das Offshoring. Die traditionellen, meist indischen Offshore-Anbieter wandeln sich rasch in global agierende Dienstleister mit weltweit kommunizierenden Entwicklungszentren und vielen lokalen Niederlassungen. Damit verschwimmen Begriffe wie Onshore, Offshore oder Nearshore, und oft bleibt einzig und allein noch die rechtliche Komponente im Hinblick auf den Datenschutz, die manchen Aktivitäten gewisse geografische Grenzen zieht. Besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass auch der Mittelstand in Deutschland zunehmend Bereitschaft zeigt, IT-Funktionen wie Sicherheitsdienste, Backup-Recovery, Web-Services, Netzbetrieb und E-Business auszulagern.

Sicherheit ganz vorn

Sicherheit: Das Thema Sicherheit rangiert nach wie vor auf dem vordersten Platz; trotzdem tun sich viele Unternehmen schwer, intern dafür den richtigen Geschäftsbezug herzustellen. Das resultiert in einer gewissen Zurückhaltung gegenüber komplexeren Projekten und einem doch wieder sinkenden Sicherheitsbewusstsein, sobal das Thema anstrengend wird. Die standardisierten Security-Services stehen unter Margendruck, werden aber insgesamt von einem gesunden Marktwachstum von über elf Prozent unterstützt. Die rechtlichen Rahmenbedingungen (zum Beispiel Basel II, EU-Richtlinien, Bundesschutzgesetz, branchenspezifische Regelungen) sind eine Herausforderung für die IT-Organisation, zusätzlich zu den neuen Sicherheitsproblemen durch Mobilgeräter. Wichtige Themen sind Security Information/Event Management, Schutz vor bösartigem Code, Intrusion Detection und Prävention, Verschlüsselung sowie Identity Management.

Hardware-Ausgaben steigen

Vom allgemeinen bemühen, die Personalkosten zu senken, profitieren die Outsourcer. Dagegen planen Anwenderunternehmen für 2005 überraschend starke Zuwächse bei den Hardwareausgaben.

In Europa, dem Nahen Osten und Afrika (Emea) wuchs die IT-Branche um etwa vier Prozent und lag damit gleichauf mit den USA. Asien hingegen konnte mit etwa sechs Prozent ein deutlich höheres Wachstum erzielen.

Für 2005 dürften die 3,4 Prozent für den deutschen ITK-Markt, wie vom Bitkom vorhergesagt, eine gute Prognose darstellen. Allerdings wird es selbst bei diesem Wachstum nicht zu einer Erhöhung der Zahl der ITK-Erwerbstätigen kommen. Vielleicht reicht es jedoch, den Rückgang aufzuhalten. Software und IT-Dienstleistungen gehören wiederum zu den Wachstumsbereichen. (ciw)