Messen sind nicht nur in sonnigen Zeiten gefragt"

26.10.1990

Hans Wilke, Geschäftsführer der KölnMesse, stellte sich den Fragen von CW-Redakteurin Beate Kneuse

CW: Herr Wilke, die Orgatechnik heißt nun Orgatec. Warum der neue Name ?

Wilke: Der Name ist eigentlich gar nicht neu. Wir haben nun den Titel bestätigt, den seit mindestens vier Jahren Aussteller, Besucher und Journalisten bereits "inoffiziell" benutzt haben. Außerdem ist dieser Titel international verständlicher. Dies sind unseren ausländischen Ansprechpartnern im Zeichen wachsender weltweiter Ausstrahlung schuldig.

CW: Erwarten Sie durch die Vereinigung Deutschlands eine nachhaltige Auswirkung auf die Besucherzahl?

Wilke: Es werden gewiß deutlich mehr Besucher aus den fünf neuen Bundesländern nach Köln kommen. Das gilt für alle unsere Messen, doch ist gerade die Orgatec in der Lage, das zu bieten, was man dort dringend braucht: Auf die Bedürfnisse der Unternehmen

und der Arbeitnehmer zugeschnittene Systeme aus Einrichtung, Ausstattung, Technik und

Oranisationsmitteln Also Problemlösungen anstelle von glitzernder High-Tech. Dies gilt mit

Einschränkung sicherlich auch die osteuropäischen Staaten. Vor alle rechne ich jedoch mit einem deutlichen Anstieg des internationalen Besuches.

CW: Die Landschaft der deutschen High-Tech-Messen ist durch das Hinzukommen der Leipziger Messen noch vielfältiger geworden. Wie wollen Sie der Verschärfung des Wettbewerbes um die Gunst der Aussteller und der Besucher begegnen?

Wilke: Ganz einfach, indem wir den bisher eingeschlagenen erfolgreichen Weg fortsetzen. Die Orgatec begrüßt den Wettbewerb aus Leipzig oder woher auch immer. Sie kann dies gelassen tun, weil sie keine Möbel- oder Computermesse ist, sondern unter den internationalen Veranstaltungen die größte Kompetenz für das Büro besitzt und insofern im Grunde konkurrenzlos dasteht. Sie stellt die Komponenten Einrichtung und Ausstattung zum einen, Informations- und Kommunikationstechnik zum zweiten und schließlich Peripheriegeräte sowie Systemkomponenten räumlich und inhaltlich konzentriert dar - und ist doch gerade in den Überschneidungsbereichen offen genug für die übergreifende Präsentation umfassender Lösungen für das Büro als integrierten Arbeitsplatz.

CW: Wie vor zwei Jahren gibt es auch heuer eine terminliche Überlappung mit der Systec. Für DV-Leute kann dies problematisch werden. Lassen sich die einzelnen Veranstaltungen nicht besser planen?

Wilke: Wir wollen niemandem Probleme bereiten, können aber anderseits auch nicht im luftleeren Raum agieren. Die Terminabstimmung mit unser en Kooperationspartnern in Industrie und Handel geschieht Jahre im voraus. Wir bemühen uns als Dienstleister um optimale Planung, dies gilt auch für die Termine, die oft vom wirtschaftlichen Umfeld, vom Markt vor gegeben sind.

Im übrigen müssen wir die jeweiligen Auf- und Abbauzeiten ins Kalkül ziehen, die uns auch anläßlich unseres dichtgedrängten herbstlichen Terminkalenders keine Spielräume lassen.

CW: Die Situation der Informations- und Bürotechnik, so belegen ZVEI-Zahlen, ist nicht rosig. Spüren Sie das?

Wilke: Nein. Ich glaube, daß es zur Lage der Branche, die nach wie vor Zuwächse meldet, durchaus auch viele positive Stimmen, beispielsweise von den Softwarehäusern, gibt.

Andererseits würden selbst bei pessimistischer Vorgabe die Messen konjunkturelle Schwankungen nicht unbedingt als erste spüren. Industrie, Handel und Anwender brauchen gerade in weniger guten Jahren ein gemeinsames Forum. Messen sind nicht nur in sonnigen Zeiten gefragt.

CW: Wie sehen Sie die Zukunft der Orgatec?

Wilke: Um noch einmal Ihre Worte zu gebrauchen: durch und durch rosig. Wir nehmen mit unseren Messen - dies gilt für die Orgatec ganz besonders - in Anspruch, stets den Markt zu beobachten und die Ergebnisse dieser Beobachtung sehr früh in Messeinhalte umzusetzen. So betrachte ich die Konzeption der Internationalen Büromesse als höchst zukunftsträchtig: In zehn Jahren wird niemand mehr das Büro in seinen Einzelkomponenten betrachten.

Die Entscheider in den Unternehmen sind sich - auch betriebswirtschaftlich motiviert - der Bedeutung einer umfassenden integrierten Planung bewußt. Sie kommen nach Köln, nicht nur 1990, sondern im Zuge zunehmenden Rationalisierungsdruckes erst recht im Jahr 2000.