Messe-Entscheidung gegen die Kleinen

18.04.1986

Die Teilung der Hannover-Messe in CeBIT und Industrieschau beschäftigt nach wie vor die Computer-Industrie. Als die Messe-AG im Dezember 1984 das neue Konzept vorstellte, wurde bereits über marktpolitische Konsequenzen diskutiert. Der Kolumnist damals unter der Headline "CeBIT - Entscheidung gegen die Kleinen" im Informationsdienst "softwaremarkt" (Nr. 2 vom 13. Januar 1985):

"Die Entscheidung der Messe-AG, die Hannover-Messe durch Ausgliederung von CeBIT zu splitten, geht eindeutig gegen die kleineren DV-Firmen - nur große Computerhersteller werden es sich nämlich leisten können, beide Messen zu beschicken. Die Industrieschau kann für Anbieter von CAD-Anlagen und Lösungspaketen für den gesamten Fertigungsbereich durchaus interessant sein. IBM und Siemens etwa werden sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, Power auf diesem Gebiet zu demonstrieren. Keine Frage, daß den anderen dadurch Wettbewerbsnachteile entstehen." Ende des Zitats.

Die COMPUTERWOCHE hat nun die wenigen Doppelaussteller aus der DV-Branche gefragt, was sie von der zweiten Messe halten (Seite 1). Der Kernsatz des IBM-Statements steht für die Auffassung der Großen über aggressive Messepolitik: "Wir erschließen neues Potential."

Auf eine Kurzformel gebracht, bedeutet das: Die Hackordnung der Branche (erst IBM, dann Siemens, dann Nixdorf, dann DEC - und dann eine ganze Weile gar nichts) wird durch Großmessen wie Hannover erhalten und zementiert. Ob sich das für den Anwender letztlich auszahlt, steht freilich dahin.

An die Adresse von IBM & Co. noch dies: Mit vollen (Messe-)Hosen ist gut stinken. Ob's den mittleren und kleineren DV-Anbietern mittlerweile pekunär stinkt, wird der weitere Verlauf des Messejahres 1986 zeigen: Die "C" in Köln, die "Systec" in München sowie die "Orgatechnik" stehen bekanntlich noch aus.