Zwischen Datenschutz und Firmeninteressen

Merck bestraft Mitarbeiter für Online-Missbrauch

14.07.2000
MÜNCHEN (CW) - Mit Disziplinarmaßnahmen und Entlassungen reagiert diese Woche der Pharmakonzern Merck & Co. Inc. mit Sitz in Whitehouse Station, New Jersey, auf den Missbrauch von E-Mail und Internet durch Mitarbeiter. Auch in Deutschland bestraft das Unternehmen Missetäter.

Wie viele Betriebsangehörige aktuell von den Maßnahmen betroffen sind, wollte Firmensprecherin Sharyn Bearse nicht mitteilen. Noch im Februar hatte das Unternehmen ein Ausbildungsprogramm für alle 65 000 weltweit verstreuten Mitarbeiter angekündigt, das sie mit konzernweiten Standards und Werten bezüglich der Nutzung von Online-Medien vertraut machen sollte.

Um ein Fehlverhalten der Mitarbeiter diagnostizieren zu können, bedarf es einer Kontrolle, die die Privatsphäre und Datenschutzbestimmungen antastet. Damit bewegen sich die Unternehmen am Rande der Legalität. Viele Firmen binden inzwischen Mitarbeitervertretungen in die Gestaltung von Regeln und entsprechenden Kontrollmechanismen ein.

In Deutschland gehört die MSD Sharp & Dohme GmbH, München, zur Merck-Gruppe. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers gab es auch hier bereits eine Abmahnung und ein Gespräch mit einem Mitarbeiter des Hauses über den Missbrauch von Online-Medien. Beim Eintritt in die Firma verpflichten sich die Betriebsmitglieder, ihren Online-Zugang allein zu geschäftlichen Zwecken zu nutzen. Insbesondere das Ansehen und das Laden "unethischer Inhalte" rassistischer, pornografischer und krimineller Art verbietet die internationale Konzernregel.

Die Kontrolle übernehmen zentrale Server in den USA. MSD erhält aus den gewonnenen Informationen anonymisierte Listen, welche Sites die Mitarbeiter aufrufen. Kommen "schlimme Verstöße" gegen die Konzernregeln vor, genehmigt der Betriebsrat der Personalabteilung, die Anonymität aufzuheben.