Neues Softwarepaket schließt Elektromechanik und Thermoanalysen ein:

Mentor schiebt sich im CAE-Markt nach vorne

11.03.1988

MÜNCHEN (cp) - Ein neues Softwarepaket für Entwicklungsingenieure hat die Mentor Graphics GmbH für ihre auf Apollo-Systemen basierenden Workstations vorgestellt. Ferner gab das Unternehmen Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr 1987 bekannt: Der weltweite Gesamtumsatz erhöhte sich um 28 Prozent auf 222 Millionen Dollar, der Jahresgewinn lag um 85 Prozent über dem des Vorjahres (Zuwachs von 11 auf 20,3 Millionen Dollar).

Nach dem Umsatz gerechnet belegte Mentor im Design-Automation-Bereich im vergangenen Jahr nach IBM, Intergraph und Computervision den vierten Platz, so die US-Marktforschungsgesellschaft Daratech. Im Marktsegment der computerunterstützten Elektronikentwicklung erreichte das Unternehmen Daratech zufolge mit 25 Prozent den größten Anteil am Gesamtumsatz. Danach folgen Daisy (12 Prozent), Computervision (9), Valid (8), GE/Calma (7), Racal-Redac (7), Cadnetix (6), Intergraph und Zuken (beide 5 Prozent) sowie HP (4), um die wichtigsten zu nennen.

In seinem Tätigkeitsbereich sieht Mentor folgende Markttendenzen: weitere Standardisierung (Unix, Ethernet, NCS/NFS, X-Windows, Edif, Iges, Postscript), immer schnellere und billigere Hardware sowie Multiprozessor-Systeme, zunehmend Risc-Rechner und Netzwerke. Beim Thema Integration stehen laut Manfred Asum, Geschäftsführer der deutschen Niederlassung, Datentransfer, Benutzerschnittstellen, Online-Dokumentation sowie Firmenzusammenschlüsse und -übernahmen im Vordergrund. Innovation sei in Zukunft unter anderem geknüpft an objektorientierte Methoden, Expertensysteme und Change-Control.

Beim Entwurf von ICs und Leiterplatten setzt sich der Trend hin zu höheren Packungsdichten in rasantem Tempo fort, erläuterte Asum. Am Chip-Markt könne nur bestehen, wer die Fähigkeiten zum automatisierten, gemischten Design (ASIC und IC) beherrsche. Dabei sei der wichtigste Punkt eine gute Dokumentation, weil dabei von vornherein Fehler in der Produktentwicklung verhindert werden könnten. Bei der Hardware werde sich der Preisverfall weiter fortsetzen, wobei die Prozessoren immer leistungsfähiger werden. Allerdings würden komplette Systeme nicht günstiger, sondern eher noch teurer, was Asum auf die Neu- und Weiterentwicklung von Softwarepaketen zurückführt.

Asum äußerte anläßlich der Produktankündigung auch seine Ansicht über den technisch-wissenschaftlichen Markt: "Die VAX ist der Verlierer des Jahres." Man habe keine Absicht, auf die DEC-Schiene zu gehen, was im vergangenen Jahr versucht worden sei. Auch lehnt das Unternehmen es gegenwärtig ab, seine Software auf die Sun-Hardware zu portieren. "Nur Verlierer portieren derzeit auf Sun, deren Rechner Kompatibilitätsprobleme haben", sagt Asum. Und weiter: "Portierungen auf andere Rechner kosten Zeit und Innovation." Sollte Sun allerdings im nächsten Jahr noch immer so erfolgreich sein wie jetzt, hält der oberste Boß von Mentor Graphics in den USA die Portierung der Mentor-Software auf deren Systeme nicht für ausgeschlossen.

Im Moment wird jedoch noch gedroht: "Mit ihrer neuen Maschine wird Apollo Sun in die Tasche stekken", glaubt Asum. "Gegenwärtig haben wir keinen Grund, uns von Apollo zu lösen. Schließlich hat Mentor Apollo eigentlich das Weiterleben ermöglicht."

Die neue Software von Mentor, dessen größte Kunden Siemens und Philips sind, markiert den Einstieg in das CA-Marktsegment Electronic-Packaging. Mittelpunkt von Package Station, so der Name des Programms, ist der Applikations-Manager, mit dem sich Datenbanken und Bibliotheken verwalten lassen. Des weiteren bietet es die Möglichkeit, dreidimensionale Geometrien und 2D-Drahtmodelle zu erstellen sowie PCB-Thermoanalysen durchzuführen, stellt Übersetzer für andere Formate zur Verfügung und unterstützt Iges. Den Datenaustausch zwischen der Elektronik- und der Mechanik-Anwendung erledigt das Modul PCB-Portal.

Die Zielgruppen, die Mentor bedient, teilen sich auf in Großunternehmen (Telecom-, Elektronik- und DV-Bereich), die bereits länger am Markt sind, das Militär sowie zunehmend auch kleine und mittlere Maschinenbaufirmen, die wettbewerbsfähig bleiben müssen. Einsetzbar ist Package Station auf allen Workstations bis auf die DN 580. Der Preis für eine Konfiguration bewegt sich zwischen 50000 und 200000 Mark.

CAD-Aufrüstsatz beschleunigt Bildaufbau

Einen Aufrüstsatz für CAD-Systeme, der eine schnelleren Bildaufbau ermöglichen soll, hat die Kontron Meßtechnik, München, unter der Bezeichnung "Kad3" vorgestellt. Nach Herstellerangaben wird die Arbeitsgeschwindigkeit des eingesetzten CAD-Systems durch einen Grafik-Prozessor mit Parallel-Architektur auf bis zu 100000 Vektoren pro Sekunde und 18,2 Millionen Pixel pro Sekunde gesteigert. Das Paket unterstützt interaktive Digitalisierung, die Eingabe von Schaltplänen sowie das Erstellen von Layout-Vorlagen für Leiterplatten. Es läuft auf Kontron-Workstations und anderen MS-DOS-Rechnern. Der Preis für das System steht noch nicht fest.